Sie werden am 15. März 78 Jahre alt. Was reizt Sie immer noch auf die Bühne zu gehen?
Interview „Wir sind immer noch eine Familie“
Düsseldorf · Interview Die Beach Boys kommen nach Düsseldorf. Mike Love spricht mit uns über die Geschichte der Band und sein Verhältnis zu seinem Cousin und Gründungsmitglied Brian Wilson, der bei dem Konzert nicht dabei ist.
Keine Band steht so für den Surfsound der 1960er wie die Beach Boys. Im Sommer kommen die Strandjungs um Mike Love mit ihrer „Now and then – All the Hits Tour“ nach Deutschland. Am 2. Juli geben sie ihr einziges NRW-Konzert in Düsseldorf. Nicht mit dabei sein wird Gründungsmitglied Brian Wilson. Warum und wie das Verhältnis der beiden zueinander heute ist, erklärt sein Cousin, Mike Love.
Mike Love: Naja, wir bekommen immer noch aus allen Teilen der Welt Einladungen, live zu spielen. Mir macht es einfach Spaß.
Gleich mit ihrem zweiten Album 1962 landeten die Beach Boys einige Hits. Wie groß war der Druck, diese Messlatte zu halten?
Love: Wir haben damals als Familie angefangen, die gern Musik gemacht hat. Es war unser Hobby. Niemand hatte damit gerechnet, dass wir mit den Songs, die Brian (Wilson) und ich geschrieben haben, erfolgreich sein würden. Wir sind in diese ganze Sache mit der Zeit hineingewachsen.
Zu Beginn ihrer Karriere hatten die Beach Boys das Image der netten Jungs von nebenan. Mitte der 60er änderte sich das, als Drogen ins Spiel kamen.
Love: Wir haben immer versucht, die Musik in den Mittelpunkt zu stellen. Als irgendwann die Drogen dazu kamen, wurde es wirklich unschön. Mein Cousin Carl ist vor einigen Jahren an Lungenkrebs gestorben. Er hatte schon mit zwölf angefangen zu rauchen. Mein anderer Cousin Dennis, der Schlagzeug gespielt hat, starb 1983. Er hatte ein ziemliches Alkoholproblem und nahm auch andere Drogen. Diese Life-Style-Entscheidungen hatten natürlich einen Effekt auf uns alle.
Sie haben einen anderen Weg gewählt mit Meditation und Yoga.
Love: Stimmt. Ich habe damit schon sehr früh angefangen, im Dezember 1967. Ich wurde gemeinsam mit den Beatles nach Indien zu einem Meditationskurs eingeladen. Seit dieser Zeit meditiere ich regelmäßig. Daraus ziehe ich Kraft und eine positive Lebenseinstellung.
Brian Wilson und Sie sind sehr unterschiedliche Charaktere. Zumindest in der Anfangszeit haben sie gut zusammengearbeitet. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zueinander heute beschreiben?
Love: Brian war eins mit der Musik. Er hatte ein gutes Ohr für Harmonien und Arrangements. Mein Ding waren mehr die Lyrics und die Live-Auftritte. Er konnte sich für Stunden im Studio vergraben, mit dem Ohr am Lautsprecher, um den perfekten Sound zu kreieren. Ich habe es geliebt, vor Publikum zu stehen und die unmittelbaren Reaktionen auf unsere Musik zu erleben. Aber Brian hat die Beach Boys 1964 verlassen. Glen Campbell kam für ihn mit auf Tour und später Bruce Johnston. Es war nicht schön für uns, das zu erleben. Aber Brian war einfach unglücklich auf Tourneen.
Haben Sie noch Kontakt?
Love: Brian ist mit einer eigenen Band unterwegs. Leider geht es ihm nicht besonders gut. Er hatte eine Rückenoperation. Ich habe ihn lange nicht gesehen. Erst als eine Radiostation einen Beach-Boys-Tag veranstaltete, trafen wir uns, sprachen miteinander. Ja, wir hatten schlechte Zeiten, doch unabhängig davon, was überall zu lesen ist, wir respektiven und lieben uns. Wir sind immer noch eine Familie.
Welche Momente mit den Beach Boys würden Sie ändern, wenn Sie die Chance dazu bekämen?
Love: Ich hätte gerne die Chance gehabt, meine Bandkollegen von den Drogen fernzuhalten oder zumindest abzubringen. Wir reden hier von wirklich harten Drogen wie Heroin, LSD, Kokain etc. Hätte ich damals schon mehr über psychologische Zusammenhänge gewusst, hätte ich vielleicht einiges abwenden können.
Keine Band steht so für den Surfsound wie die Beach Boys. Wann haben Sie das letzte Mal auf einem Bord gestanden?
Love: Gar nicht so lange, wie Sie vielleicht vermuten. Letztes Jahr war ich auf Hawaii. Im Moment sind wir auf Tournee durch Florida und nächste Woche haben wir einen Tag frei. Den will ich unbedingt am Strand verbringen. Es ist wunderschön hier. Übrigens ein Grund, warum so viele Deutsche herkommen (lacht). Dann werde ich mich wieder auf ein Brett schwingen.
Infos zum Konzert am 2. Juli: