Musik aus Frankreich en vogue
Mehr französische Bands würde das Zakk gern einladen. Doch die sind zu teuer. Stromaes Auftritt zahlt das Außenministerium.
Düsseldorf. Er liegt immer auf der Lauer. Miguel Passarge ist nicht nur musikalischer Leiter des Zakk, sondern auch eine Art Spürhund für besondere Bands. Als solcher ist er immer wieder auch auf französische Musiker gestoßen: Hip-Hop, Pop, Elektronik, Chansons. „Da brodelt immer ’was“, sagt Passarge. Und im Moment sogar ganz besonders. Denn seitdem die französische Künstlerin Zaz mit ihrem neuen Album tourt und ihre restlos ausverkauften Konzerte in größere Halle verlegt werden, summt auch das deutsche Publikum wieder häufiger, die Komposition der Erben von Serge Gainsbourg und Co.
Und weil Passarge um die Qualität aktueller französischer Musik weiß, hat er schon vor einiger Zeit eine Kooperation mit dem Institut Francais geschlossen. Gemeinsam wurde etwa die Party-Reihe „Tour der France“ organisiert, bei der ein sehr junges, akademisches Publikum gepflegt zu Klängen made in Paris tanzt; regelmäßig kommen Nouvelle Vague in die Fichtenstraße, Babylon Circus waren dort, Watcha Clan und LéOparleur, allesamt Bands, die zumeist mit einem musikalischen Crossover in ihrer französischen Heimat Erfolge feiern.
Den dicksten Fisch aber haben Passarge und die französische Einrichtung jetzt mit dem Künstler Stromae an Land gezogen. Der belgische Musiker, der französisch singt und sich mal im Elektronik-Pop, mal im Hip-Hop tummelt, landete mit „Allons on danse“ einen Nummer-Eins-Hit in den deutschen Charts. Das hat nach Auskunft von Passarge zuletzt France Gall 1988 mit „Ella Elle l’a“ geschafft. Das Erfolgsrezept des 26-Jährigen, der mit bürgerlichem Namen Paul van Haver heißt, beschreibt Passarge so: „Bei seiner Musik und seiner Performance kommt das durch, wofür viele Deutsche die Franzosen lieben: das Leben relaxed nehmen und trotzdem dessen Tiefgang erfassen.“
Gar nicht entspannt geht es jedoch zu, wenn über Gage und Equipment verhandelt wird. Das Konzert mit Stromae kann sich das Zakk nur leisten, weil der französische Staat und sogar das belgische Außenministerium den Act finanziell kräftig sponsern. „Ein halbes bis dreiviertel Jahr hat es gedauert, bis wir die Sache unter Dach und Fach hatten“, sagt Miguel Passarge. Solche positiven Erfahrungen macht er sonst nicht mit den Agenturen französischer Künstler. Charlotte Gainsbourg, MC Solar und viele andere hat er angefragt, lange bevor sie „kommerziell durch die Decke gingen“, die meisten jedoch wollten nicht.
Es liegt an der „Supertechnik“, welche die meisten französischen Musiker gewöhnt sind, vor allem aber am Geld. „Es gibt in Frankreich gewerkschaftlich vereinbarte Mindestsätze pro Tag und pro Künstler“, erklärt der Musikchef des Zakk. Für jede Band, auch für die weniger berühmten. „Die tingeln dann lieber durch die französische Provinz. Dort verdienen sie mehr Geld als bei uns.“ Der Wunsch nach europäischer oder gar internationaler Berühmtheit verblasse da ganz rasch.