NRW-Forum: Schockgefrorener Bonsaibaum
Makoto Azuma zeigt Installationen aus Pflanzenteilen.
Düsseldorf. Als Damien Hirst 1991 einen Tigerhai in ein riesiges Aquarium legte und mit Formaldehyd für die Ewigkeit präparierte, war Makoto Azuma 15 Jahre alt und wusste nichts vom Eklat, den der Brite damit erzeugte. Inzwischen 32 Jahre alt, erhält Azuma seine erste eigene Museumsschau, nicht in Japan, sondern im NRW-Forum. Statt der Tiere benutzt er Pflanzen, die er in Eis einfriert.
Azuma will nicht provozieren, er liebt die harmonische Inszenierung von Natur. Zwei Bonsaibäumchen ließ er aus Japan einfliegen, wässern, beschneiden und kunstvoll zurichten. Dann wurde das eine Naturprodukt zwischen Perlonfäden in ein Bassin gesteckt, das andere in einem Gefrierschrank bei minus zehn Grad schockgefroren.
Besonders der Baum im Eiswürfel wirkt ausgefallen, denn das Wasser drang während des Gefrierprozesses aus den Wurzeln heraus und bildet eine Eisfahne, die den Baum scheinbar empor schweben lässt. Ein kunstvolles Spektakel.
Im zweiten Saal des Obergeschosses orderte er 2000 Blätter und Früchte, dazu die Blätter grüner und roter Teebäume, Kohlblätter und Spargelkraut. Diese Stäbe, Knollen und Früchte, vorwiegend in den Farben Weiß und Grün, wurden von fleißigen Helfern gebündelt, geschnitten und befestigt.
Sie stecken in Wasserrinnen und zwischen Maschendraht, sind aufgespießt, hängen an Krokodilklemmen und bezeugen je nach der Größe der Stängel und der Richtung der Blätter wechselnde Rhythmen. Ikebana in höchster Vollendung. Ein bisschen minimalistisch, auf alle Fälle perfekt, ein absoluter Hingucker.
Azuma kam zufällig zur Kunst. Er hat sie nicht studiert, kennt weder Trends noch Namen. Er spielte Rock-Musik und hat zwischen den Auftritten in einem Blumenladen gejobbt. 2001 eröffnete er sein eigenes Geschäft im trendigen Ginza-Viertel von Tokio.
Die Blumenboutique bestand fast ohne Blumen, denn er "arbeitet" auf Bestellung. Er macht seine eigenen Trends, steckt und installiert seine Naturprodukte im Pariser Luxus-Kaufhaus Colette oder in Modehäusern wie Bulgari oder Hermes.
Was sich ändere, wenn man den Baum ins Eis steckt? Azumas Antwort: "Er wird viel schöner als in der Natur." Warum er so viele Mohnkapseln benutze, etwa wegen der traumhaften Wirkung? "Nein, Mohn ist sehr poetisch. Und wenn man ihn vor eine Wand stellt, wirft er Schatten."
Er nimmt Schaufensterpuppen, staffiert sie mit Schaumstoff aus, um sie anschließend mit Bambusblättern zu umhüllen. Das Gesteck erinnert an die griechische Mythologie von Daphnes Verwandlung in einen Lorbeerbaum, doch Azuma geht es nicht um die Metamorphose von Menschen und Dingen, sondern um den perfekten Schmuck.
"Ich verwirkliche einen Traum von der Schönheit." Wir kommen an einem Arrangement mit Zwiebeln vorbei. "Zwiebeln riechen in Japan nicht so stark wie in Deutschland. Die Anmut ist mir wichtiger als der Geruch. Mit geht es nicht um die Natur, sondern um die künstliche Natur, damit die Pflanzen auffälliger sind."