"Peter Pan" am Schauspielhaus: Im Traumland eines Abenteurers
Eine knallige Inszenierung von Peter Pan gab es am Jungen Theater zu sehen.
Düsseldorf. Wer in Peter Pans Neverland will, braucht keine Begründung. Ganz anders als vergangene Spielzeit im FFT, hält sich Regisseur Markus Heinzelmann jetzt bei seiner Inszenierung im Jungen Schauspielhaus gar nicht erst mit der Beschreibung des Elternhauses der Darling-Kinder auf. John und Michael schlummern noch brav im Gitterbett, ihre Schwester Wendy (Ninja Stangenberg) im roten Kleidchen belehrt etwas altklug das Publikum, da öffnet sich auch schon der Lamettavorhang zum Traumland:
Unter der Leuchtreklame „Life is a gift“ spielt eine siebenköpfige Band. Auf einem Podest ihr Star: Peter Pan, den Emre Aksizoglu als zwar selbstbezüglichen, egomanen, aber doch ziemlich sympathischen Tagträumer spielt, der die Kinder der Familie Darling sofort in sein Neverland entführt.
Dieses Traumland ist vor allem eines der Effekte: Im Flugwerk schweben die Eltern-Flüchtlinge herein, vor gewaltigen Waldpros-pekten dreht sich die Bühne, von unten fährt als Unterstand (Bühne: Jan Müller) das enge Domizil der verlorenen Kinder herauf. Dort herrschen WG-typische Zustände: Alle schlummern auf Matratzen, es wird aus einem Topf gegessen, Boss Peter Pan schlägt sich den Bauch voll, während die anderen schuften. Wendy übernimmt die Mutter-Rolle.
Nicht sehr viel anders geht es bei Peter Pans Widersacher Käpt’n Hook zu. Ganz in elegantes Schwarz gekleidet und mit blitzender Hakenhand lässt Bernhard Dechant seine Stimme bedrohlich aus öligem Genäsel ins Brüllen umkippen. Ein verschlagener Bösewicht, wäre da nicht die Angst vor dem Krokodil, das ihm die Hand abgefressen hat.
Und auch seine Schlägertruppe, die aussieht wie ein Haufen Robespierres, hätte nichts gegen mütterlichen Beistand. Da ist die Fee Tinker Bell (Xenia Noetzelmann), der heimliche Star des Abends, die sich mit kleinen Bösartigkeiten gegen Nebenbuhlerin Wendy wehrt und die Herzen der jungen Zuschauer erobert.
Die Regie setzt ganz auf Abenteuer, szenische Einfälle und knallige Typen. Zwar bleibt die große Szene mit Indianern und Meerjungfrauen etwas blass, aber das schlauchbootartige Hookomobil ist ein Hingucker, und schlicht anrührend wird es, wenn Tinker Bell aus der vergifteten Coladose trinkt. Zum Schluss der unterhaltsamen Inszenierung mündet alles in einem großen Showdown auf Hooks containergleichem Schiff mit Fechtszenen, Krokodilschnauze und, natürlich, einem Happy End.