Burghart Klaußner: Ein Multitalent zeigt seine musikalische Seite
Burghart Klaußner ist unter die singenden Schauspieler gegangen. Heute Abend steht er im Savoy auf der Bühne.
Düsseldorf. Als Pastor in dem Film „Das weiße Band“ begeisterte er ein Millionenpublikum. In dem in Deutschland gedrehten Hollywood-Streifen „Der Vorleser“ spielte er einen Richter neben Kate Winslet. Kurz danach, im Dresdener Staatsschauspiel, den spanischen König Philipp II. in „Don Carlos“.
Mittwochabend aber steht Burghart Klaußner (65) auf der Bühne im Savoy-Theater, als Solo-Entertainer. Unter dem Titel „Zum Klaußner“ kredenzt er — in Frack, aber ohne Fliege — Schlager, Hits und Couplets aus vielen Regionen Deutschlands, aber auch amerikanische Evergreens, unter anderem von Cole Porter. Begleitet wird der bekannte Film-, TV- und Theaterschauspieler von einer Vier-Mann-Kapelle mit Klavier, Akkordeon und Trompete. Ein Programm, mit dem das Multitalent bereits in Los Angeles und San Francisco reüssierte.
Wie kommen Sie zum Singen?
Burghart Klaußner: Singen ist für mich Lebensenergie, und Liederabende sind, neben meinen anderen Engagements, wie Weihnachtsgeschenke. Schon als Kind habe ich immer gesungen. Das habe von meiner Mutter geerbt: Sie kam aus dem Rheinland.
Was erwartet das Publikum?
Klaußner: Songs aus allen Zeiten, Lieder aus Bayern und Berlin, Schlesien und Hamburg und aus Städten, in denen ich mal gearbeitet habe. Ich setze die Zuschauer in eine Zeitmaschine. Und ab geht’s. In dieser Reisegaststätte der bedenkenlosen Art serviere ich in jedem Lied kleine Geschichten und Aberwitzigkeiten. Ein Panoptikum von Figuren treten auf — fröhliche, trauernde, liebende . . .
Warum nennen Sie den Abend „Zum Klaußner“?
Klaußner: So hieß die Gaststätte meiner Eltern in Berlin. Sie wurde 1875 von meinen Vorfahren eröffnet und erst 1966 geschlossen. Da schneiten, wie in meinem Programm, manch’ illustre Gäste hinein. So zieren das Gästebuch Namen, wie Curt Jürgens, Willy Brandt und Romy Schneider.
Wie kamen Sie mit dem Solo-Programm in die USA?
Klaußner: Das war nach der Oscar-Verleihung 2009. Wir alle, die in „Das weiße Band“ gespielt haben, reisten wegen der Oscar-Nominierung nach Hollywood. Bei einem Empfang in der alten Villa von Lion Feuchtwanger habe ich gedacht „Hier fehlt meine Musik“. Ein Jahr später trat ich dort auf.
Stichwort Hollywood?
Klaußner: Es war sehr interessant, mit Kate Winslet in „Der Vorleser“ zu spielen. Aber nur noch dort drüben zu arbeiten, wie unser Glückspilz Christoph Waltz, ist für mich nicht unbedingt erstrebenswert.
Hollywood — kein Traum mehr für Sie?
Klaußner: Wenn man lange genug in unserem Beruf arbeitet, nähern sich Traum und Wirklichkeit an. Aber wenn ein Angebot käme, wer würde da Nein sagen!
Und der Entertainer im Theater?
Klaußner: Seriöses Theater und Unterhaltung schließen sich nicht aus. Für mich gilt: Ohne Theater geht es nicht! Deshalb spiele ich auch vor meinem nächsten Drehtermin, im Mai 2012, in Dresden „Der zerbrochene Krug“ und in Hamburg den „Tod des Handlungsreisenden“.
Klaußner als Regisseur?
Klaußner: Heute seltener. In Bochum habe ich von 2005 bis 2010 sechs Stücke inszeniert, darunter die deutsche Erstaufführung von „Gott des Gemetzels“.
Kennen Sie das Schauspielhaus Düsseldorf?
Klaußner: Nur als Zuschauer. Ich freue mich, dass viele gute Freunde jetzt hier im Ensemble sind. Ich hoffe für die Düsseldorfer, dass die Sanierung des Hauses geklappt hat. Bis vor kurzem sagte unsere Branche, die Architektur erinnere an einen Flughafen, nicht an ein Theater.
“ Tickets ab 14 Euro für den heutigen Mittwoch, 20 Uhr: Abendkasse (ab 19 Uhr), Tel: 32 9191 oder 37 30 37 und im Internet.