Kom(m)ödchen: Angeklagt vor dem Kabarettgericht
Das Kom(m)ödchen präsentiert „Freaks — Eine Abrechnung“.
Düsseldorf. Im schrillen Anzug tanzt er über die Bühne und bejubelt sich selbst. Für Fernsehmoderator Sammy Böhme ist das Leben ein einziger Spaß. Eitel und selbstherrlich, , ohne jegliche Bodenhaftung und störenden Intellekt drängt er seine Gagschreiber Christian und Maude an den Rand des Wahnsinns und darüber hinaus.
Nach „Couch — Ein Heimatabend“ und „Sushi — Ein Requiem“, den beiden Dauerläufern im Düsseldorfer Kom(m)ödchen, waren die Erwartung an das neue Stück „Freaks — eine Abrechnung“ entsprechend hoch. Bei der Premiere am Samstag wurden sie rundum eingelöst. Mehrfach unterbrach das Publikum die Aufführung mit Szenenapplaus, am Ende gab es minutenlange Standing Ovations.
Sammy ist eine Art Harald Schmidt auf niedrigstem Niveau, seine Idee zur Aufarbeitung der Eurokrise: „Wir machen jetzt etwas über Politik und diese ganzen geistigen Vegetarier in den Parlamenten.“ Er will sich als Gyros-Spiess mit Zwiebel auf dem Kopf verkleidet die vermeintlichen Schuldigen vorknöpfen. Nichts wünscht sich Christian in diesen Momenten der Peinlichkeit lieber als die Einrichtung eines Internationalen Kabarettgerichtshofs.
Nahtlos gelingt dem Ensemble das Umschalten von Comedy — etwa über die mangelhafte Mülltrennung der an sich doch netten Inder — auf politisches Kabarett. „Wer hat denn die Leerverkäufe erlaubt?“, fragt Christian Ehring. Das war die SPD unter Gerhard Schröder, „auch wenn Steinmeier jetzt so tut, als hätte er heute erst erfahren, dass Schröder SPD-Mitglied ist.“
Gleich zehn Rollen teilen sich Maike Kühl, Heiko Seidel und Christian Ehring, der trotz seiner Fernsehkarriere festes Ensemblemitglied bleibt. Mindestens so schnell, wie die Schauspieler die Kostüme wechseln, kippen Sketche über vergiftetes Zaziki in ernstere Einlassungen über die deutsche Selbstzufriedenheit um. Und zum Schluss lässt ausgerechnet der Gutmensch Christian bei seiner Parodie eines moslemischen Selbstmordattentäters so viele Klischees vom Stapel, dass er selbst auf der Anklagebank des Kabarettgerichtshofs landet.
Die meisten Vorführungen sind ausverkauft. Karten für 25,90 Euro gibt es noch für die Vorstellungen am 9., 10., 23., 24., 30. und 31. Januar. Tickets unter Tel.: 0211/ 329443 oder kommoedchen.de