Pianist lässt in der Düsseldorfer Tonhalle Tasten sprechen

Igor Levit und die Düsseldorfer Symphoniker spielten Mendelssohn- Bartholdys 2. Klavierkonzert in der Tonhalle.

Pianist lässt in der Düsseldorfer Tonhalle Tasten sprechen
Foto: Felix Broede

Düsseldorf. Wirklich große Musiker kennen keine Routine, sondern geben immer alles. Sie ziehen aber auch keine Schau ab, vielmehr überlassen sie dem Komponisten die Bühne, indem sie mit ihrem ganzen Können ihm und seinem Werk zu Diensten stehen. Der aus Russland stammende und in Hannover lebende Pianist Igor Levit gehört zu dieser Sorte Künstler. Er ist derzeit Solist bei den Düsseldorfer Symphonikern unter Leitung des Gastdirigenten Christoph-Mathias Mueller in der Tonhalle.

Levit spielt den bravourösen Solopart in Felix Mendelssohn-Bartholdys 2. Klavierkonzert d-Moll op. 40. Seine souveräne Technik setzt er nicht dafür ein, den Oberflächenglanz hervorzukehren, sondern zur Verdeutlichung der musikalischen Strukturen. Dann gelingt das Höchste, was einem Interpreten überhaupt gelingen kann: Der Hörer bewundert in erster Linie die Schönheit der Musik. Und erst dann geht einem auf, welch großen Anteil der Interpret an all dem haben muss.

Besonders beredt lässt Levit im langsamen Satz die Tasten sprechen: Die Hauptmelodie, die so hell und fromm leuchtet als stamme sie aus einem geistlichen Werk von Händel oder Mozart, gestaltet der Pianist mit hohem Sinn fürs Gesangliche und intim Feierliche. Das sind auch diese Momente, die Mendelssohns Musik so liebens- und verehrungswürdig machen. Als Zuhörer hofft man dann auf eine möglichst subtile Wiedergabe

. Wohl dem, dessen musikalische Erlebnis-Fortune an solchen Stellen in die Hände eines feinsinnigen Könners wie Igor Levit gelegt ist. Die genießerische Stille im Publikum zeugte davon, dass die interpretatorische Sendung ankam. Für den starken Beifall bedankte sich der Pianist mit einer zur historistischen Mendelssohn-Ästhetik passenden Zugabe: Bachs Orgelchoralvorspiel „Nun komm’ der Heiden Heiland“ in der Klavierbearbeitung des italienischen Spätromantikers Ferruccio Busoni (1866-1924).

Das Programm stand im Zeichen der Jüdischen Kulturtage und präsentierte nur Werke von Komponisten mit jüdischen Wurzeln: Neben Mendelssohn noch Gustav Mahler und Erich Wolfgang Korngold. Von Korngold, bekannt unter anderem für herrliche Filmmusik für Hollywoods Traumfabrik der 30er und 40er Jahre wie Ein Sommernachtstraum und Robin Hood, erklangen Vorspiel und Serenade aus „Der Schneemann“ (Instrumentation: Alexander Zemlinsky). Unter Christoph-Mathias Muellers Leitung spielten die Düsseldorfer Symphoniker das kurze Stück mit schönem Schmelz.

Der Abend begann mit einer Mendelssohn-Kantate: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“. Hier konnte der Chor des Städtischen Musikvereins wunderbar mit seiner uralten Mendelssohn-Tradition glänzen - eine authentische Darbietung. Innig und klar sang die Sopranistin Antonia Bourvé ihr Gesangssolo.

Ganz zum Schluss wurde es ernst und hoch expressiv mit dem Adagio aus Mahlers unvollendeten 10. Symphonie. Ohne zu schleppen kosteten Dirigent und Orchester die farbintensiven, harmonisch und rhythmisch kühnen Stellen aus. Ein eindrucksvoller Konzertabend.