Architekturkolumne Raumwunder gegen Einsamkeit: Coworking und Coliving
Düsseldorf · Architekturkolumne Allein arbeiten und wohnen war gestern: Profis suchen Ihnen Partner für Büro und Wohnung.
Es ist Herbst, und „wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben“, schreibt Reiner Maria Rilke. Suchen Sie deshalb passende Partner, und das geht beim Arbeiten schon lange: Coworking nennt man es, sich ein Büro mit anderen zu teilen. Welche Räume das Coworking dafür bietet, beschreibt der Begriff „Arbeitsplatz“ nur teilweise. Nehmen wir zum Beispiel Design Offices, einen der bundesweit führenden Coworking-Anbieter, mit Standorten in der Kaistraße und am Kaiserteich. Dort kann man auch ein klassisches Einzelbüro mieten, etwa für einen Tag oder sogar für eine Stunde. Aber nur dafür nutzt man normalerweise kein Coworking, sondern wegen der anderen, die die dort auch arbeiten – vom Freiberufler bis zum Großunternehmen, Hauptsache kreativ, und beim Kaffee entsteht vielleicht ein neues Projekt oder sogar eine Firma!
Für aufgewecktes Denken kann man im „Meet & Move Room“ bei Design Offices im Stehen zusammenarbeiten. Ein Konferenztisch wird hochgefahren, alle arbeiten stehend, und niemand gerät in Gefahr, wegzuschlummern und hinterher mit Fragen zu Dingen zu nerven, die bereits gesagt wurden. Viel wertvolle Zeit würde gespart, wenn alle Projekttreffen im Stehen durchgeführt werden. In anderen Coworking-Bereichen mischen sich Büro- und Caféatmosphäre, und vertrauliche Gespräche führt man im „Fireside Room“ mit Kaminfeuer. Das prasselt allerdings künstlich, so dass keine glühenden Holzspäne die schick designte Umgebung entzünden, sondern nur Ideen brennen.
Sehr hip kommt das Super 7000 daher, auf 7000 Quadratmetern in Derendorf, laut eigener Website „die Mutter aller Coworking Spaces“. Coworking spricht eine bestimmte kreative Klientel an. Genau darum nutzen es aber auch Großunternehmen und schicken einzelne Abteilungen für frische Ideen in den Coworking Space. Was wohl auch daran liegt, dass dieses Arbeiten Platz und Geld spart: Es hat nicht jeder ein eigenes Büro, weil man Räume oder Schreibtische teilt. Platz sparen und anderen Menschen näherkommen, das geht noch extremer mit der Schwester des Coworking, dem Coliving. Das ist eine Wohngemeinschaft, bei der Sie nicht selbst die Wohnpartner aussuchen, sondern das einem Unternehmen überlassen. Dieses mietet die Wohnung, sucht Möbel aus, darunter eine schicke Küche und einen Esstisch. Sogar einen Fitness- und Wellness-Bereich mit Crosstrainer und Sauna bietet die Business WG in der Gneisenaustraße. Etwas bodenständiger präsentiert sich in der Karlstraße die WG von Medici Living, die Grundidee ist gleich: Zimmer und Möbel sind schon da, die Firma organisiert die Wohnpartner. Der Winter kann kommen.