Jubiläum eines Theaters Kleinkunstbühne Savoy wird 20 Jahre alt

Düsseldorf. · Stefan Jürging übernahm das Theater im Jahr 2000 als heruntergewirtschaftetes Kino und etablierte ein neues Format in der Stadt.

Stefan ­Jürging hat das Savoy-­Theater im Jahr 2000 als Kleinkunst­­bühne wieder­eröffnet.

Foto: Lars Heidrich

Sein Theaterschiff 20 Jahre lang durch Wind und Wellen gesteuert zu haben, gibt Stefan Jürging ein Gefühl der Dankbarkeit. Auch Stolz schwinge mit, sagt der Leiter des Savoy Theaters in der Düsseldorfer Innenstadt. „Das war ein Wagnis mit so einem großen Laden. Da haben viele in der Stadt die Augenbrauen hochgezogen und am Erfolg gezweifelt.“

Stichtag für das Jubiläum ist der 27. September. Tim Fischer, damals noch ziemlich am Anfang seiner Karriere, eröffnete im Jahr 2000 mit seinen sehr speziellen Chansons das Savoy Theater. Bis heute kehrt er regelmäßig zurück, ebenso andere Gäste der ersten Stunde: Götz Alsmann, Helge Schneider, Georgette Dee und Gitte. Die Treue wird honoriert: „Diese Künstler haben mir damals vertraut, obwohl noch nicht klar war, wie alles laufen würde“, sagt er. „So lange sie können und wollen, dürfen sie bei mir singen.“ Inzwischen ist eine neue Generation nachgewachsen und mischt sich mit den alten Hasen. Dazu gehören Oliver Pocher und Bastian Bielendorfer, Annett Louisan oder das schräge Männer-Trio „Eure Mütter“, das am Geburtstag im Savoy Theater auftritt.

Rund 2500 Veranstaltungen gingen über Stefan Jürgings Bühne. Dass es überhaupt zu ihrer Gründung kam, lässt sich nur mit seiner Hartnäckigkeit und dem festen Glauben an eine Vision erklären. „Ich wollte unbedingt ein neues Format etablieren, von dem ich überzeugt war“, erzählt er. „Ein Theater, das Raum lässt für viele Sparten der Kultur. In anderen Städten gab es das schon. Warum sollte es nicht auch in Düsseldorf funktionieren?“

Dafür hatte er sich das Savoy als ideale Spielstätte in den Kopf gesetzt. Nach der Eröffnung am 19. April 1948, man zeigte den Film „Die zehn Gebote“, war es 42 Jahre lang das zweitgrößte Kino der Stadt gewesen. Aber irgendwann auch heruntergewirtschaftet, wie er feststellte. Noch sperrte sich die Ufa als Eigentümerin gegen eine Übernahme. Erst als die Firma vor der Pleite stand, kam man auf Stefan Jürging zu. „Wir wissen zwar immer noch nicht, was Sie wollen“, hieß es, „aber hier haben Sie schon mal die Schlüssel.“

Also schloss er das Theater auf und machte sich daran, an dem Profil des Savoy zu schleifen. Bei Künstlern, die er engagieren wollte, traf er zumeist auf offene Ohren, selbst große Stars wie Senta Berger, Christine Kaufmann und Bruno Ganz hielten Lesungen ab. Und keiner störte sich daran, dass die Graf-Adolf-Straße in Hauptbahnhof-Nähe nicht gerade eine Hochglanz-Lage war. „Ich bin froh, an dieser Ecke zu sein“, bestätigt Stefan Jürging, „ein bisschen durcheinander, ein bisschen St. Pauli. Das passt zu unserer Mischung.“

Mit dem Apollo befindet sich ein zweites Kino im Haus, das heute noch dafür genutzt wird. Er erinnert sich an kombinierte Abende, an denen im Untergeschoss ein Film mit dem jeweiligen Gast im Savoy lief: „Das hatte schon seinen Reiz, wenn beispielsweise Bruno Ganz im Kino auftauchte und einleitende Worte sprach“, sagt Stefan Jürging und kommt ins Grübeln. „Man könnte ja versuchen, diese Tradition wieder zu beleben.“

Sein beruflicher Weg ins Musikgeschäft war nicht direkt vorgezeichnet. Mit 13 Jahren jobbte der Bielefelder als Aufbauhelfer für Otto Waalkes und andere Künstler, schleppte Instrumente und besorgte Brötchen.

Das dehnte er während der Schulzeit auf Düsseldorf aus, machte sich bei Blitz Musik und im Tor 3 nützlich. Nach dem Abitur studierte er Anglistik und Politik, promovierte dann aber in Musikwissenschaften – mit dem Ziel, sich im Veranstaltungsbereich zu tummeln.

Klar, auch ein Profi wie Stefan Jürging musste Krisen meistern, Fehler eingestehen, Lehrgeld bezahlen. „Das waren wüste Jahre, bis das Savoy etabliert war“, gibt er zu. Mit etwa 180 Shows im Jahr hat er eine gute Balance für sein Theater gefunden und ist froh, nach dem Lockdown endlich wieder spielen zu dürfen. Sein Geburtstagswunsch: „Es möge noch 20 Jahre so weitergehen.“