Schauspielhaus: "Europa" - Die Stunde Null wird zum Alptraum

Lars von Triers Film "Europa" wird von Sebastian Baumgarten im Schauspielhaus inszeniert. Das Stück kommt zum ersten Mal am Samstag zur Aufführung.

<strong>Düsseldorf. Lars von Triers Filme sind beliebt auf deutschen Bühnen. In Düsseldorf wurde 2001 "Dancer in the Dark" uraufgeführt, nun nimmt sich Sebastian Baumgarten eines Frühwerks des dänischen Filmkünstlers an. "Europa" ist eine hypnotische Bilderfahrt durch das nächtliche Deutschland im Jahr 1945. Der junge Amerikaner Leopold Kessler kommt in das zerstörte Land seiner Vorväter, um beim Wiederaufbau zu helfen, und wird als Zugschaffner angestellt. In seiner Naivität gerät er rasch zwischen die Fronten von unverbesserlichen Faschisten und alliierten Geheimdienstlern. Zu spät erkennt er, dass sich diese Gesellschaft nach wie vor an "Tugenden" wie Pflicht und Gehorsam orientiert; nicht zufällig erinnert das Zugpersonal an militärische Erfüllungsgehilfen.

Der Autor reichert die historischen Fakten mit surrealen Elementen an

Wie Ideale mit der Wirklichkeit zusammenprallen, war auch Thema von Sebastian Baumgartens Inszenierung von Sartres "Die schmutzigen Hände", die noch immer erfolgreich auf dem Spielplan steht. Daran knüpft er mit "Europa" an. Lars von Trier, so der junge Regisseur im Pressegespräch, verstehe es meisterhaft, die Ausweglosigkeit des mit seinen Idealen scheiternden Menschen darzustellen - mit sehr sinnlichen Mitteln. Denn neben genau recherchierten historischen Fakten, wie etwa den Aktionen der "Werwölfe", lädt Lars von Trier die Handlung mit surrealen Elementen auf und treibt sie in einen Alptraum hinein. Ohne dies zu kopieren, will auch der Regisseur eine Sogwirkung erzielen und den Zug, in dem der Film spielt, in eine Art Drogen-Trip verwandeln. Im Team mit dabei ist wieder der Videomacher Stefan Bischoff sowie Alexander Wolf, der die Bühne verantwortet. Außer Ilja Niederkirchner als Leopold Kessler und Götz Schulte als dessen Onkel verkörpern alle Darsteller mehrere Rollen dieser "Geister der Vergangenheit": Nadine Geyersbach etwa sowohl Katharina Hartmann, die Tochter eines Profiteurs des NS-Regimes, als auch eine Jüdin.

Europa

Stück: Der Amerikaner Leopold Kessler kehrt 1945 nach Deutschland zurück. Er wird Schlafwagenschaffner, lernt die Tochter eines Unternehmers kennen und gerät in das Umfeld fanatischer "Werwölfe", die dem Untergang des Dritten Reichs nachtrauern.

Termine: Premiere: Samstag, 19.30 Uhr, im Kleinen Haus; weitere Aufführungen: 4., 7. und 19.November

Karten: Vorverkauf Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa. 11 bis 13 Uhr; Telefon 0221 / 369911