Schauspielhaus: Löschs "Alte Dame" ist anders

Theater: Der Regisseur inszeniert Dürrematts Tragikkomödie.

Düsseldorf. Friedrich Dürrenmatts "Alte Dame" kommt zu Besuch ins Düsseldorfer Schauspielhaus. Volker Lösch inszeniert die tragische Komödie. Mit seiner Dresdener Inszenierung von Hauptmanns "Die Weber" hatte der Regisseur 2004 für einen Skandal gesorgt, weil er einen "Chor der Arbeitslosen" auftreten ließ, die Politiker beschimpften.

Auch beim "Besuch der alten Dame" hat Lösch einiges verändert. So verlagert er den Ort der JHandlung - vom Dorf Güllen in die Großsstadt Güllen. "Die Moderne, die Metropole hat uns interessiert. Nicht das Land", sagt Lösch. Der Regisseur war bei der Umsetzung des Stoffes komplett frei, das ist per Vertrag mit dem Rechteinhaber vereinbart.

Diese Freiheit sei nötig gewesen, sagt er. Schließlich spielt die Originafassung in den 50er Jahren, die Sprache mutet mittlerweile etwas antiquiert an. "Wir haben jeden Satz überprüft, ob er heute so funktioniert." Falls nicht, haben ihn Autoren neu geschrieben, oder Schauspieler haben improvisiert und den besten Versuch notiert.

Ein Thema des Stückes bleibt die Frage: Was kostet ein Mensch? Doch Lösch will eine zweite Dimension hervorheben: die Schulden. In Dürrenmatts Urtext ist das Dorf verarmt, in Löschs Bearbeitung haben die mittelständischen Charaktere hohe private Schulden und spekulieren auf das Geld der Alten Dame umso mehr, als sie hoffen, sich aus ihren privaten Finanzmiseren befreien zu können.

Gar nicht zufällig spielt Löschs Inszenierung in einer Großsstadt, die Düsseldorf ähneln soll. Bevor er im vergangenen Jahr nach Stuttgart zog, hat der Regisseur acht Jahre am Rhein gewohnt. Hier herrsche eine "Lust am Schuldenmachen", es werde über die Verhältnisse gelebt, hat er beobachtet. "Die Mentalität hier ist eine aggressive, dreiste Energie", sagt er und betont, dass er das durchaus positiv einschätzt.

Noch eine weitere wichtige Änderung gegenüber Dürrenmatt wird die Inszenierung beinhalten: "Der Mord an Alfred Ill wird öffentlich passieren." Ebenso verzichtet Lösch auf die Hinterzimmergespräche des Urtextes. Alles wird öffentlich verhandelt. Schließlich spielt laut Lösch auch die Politik eine Rolle: "Im Stück geht es darum, einen aus der Gemeinschaft zu opfern. Die Legitimation, einen Menschen zu opfern, zum Wohle aller - das ist eine politisches Thema."

Premiere ist am Freitag, Schauspielhaus, Karten 0211 / 36 99 11