Senkrechtstarter der Grafik
Dirk Geuer hat als Verleger die exklusiven Rechte für Stars von Lüpertz, Mack und Uecker bis zu Immendorff.
Düsseldorf. Einen kometenhaften Aufstieg als Grafikverleger verzeichnet der 40-jährige Dirk Geuer in der Altstadt. Das ist umso erstaunlicher, als er weder Kunst noch Kunstgeschichte oder Betriebswirtschaft studiert hat. Dennoch besitzt der Senkrechtstarter mit seinem sieben Jahre jüngeren Geschäftspartner Till Breckner heute einen Kunstverlag, der in Deutschland, den Beneluxländern, der Schweiz und Österreich 1200 Galerien als Kunden hat.
Der Stratege, Organisator, Kurator, Galerist und Ausstellungs-Manager Geuer arbeitet für fast alle Stars der Düsseldorfer Szene, von dem inzwischen verstorbenen Jörg Immendorff über A. R. Penck und Heinz Mack bis zu Günther Uecker und Markus Lüpertz. Er betreut und vertreibt ausschließlich grafische Werke der Künstler.
Dirk Geuer über den Erfolg seines Verlags
Geuer hat eine handwerkliche Ausbildung als Industrie- und Handwerksbuchbinder. Er kennt sich im Konservieren, Restaurieren, Rahmen von Bildern und im Kunsthandel aus. Seine Großtante vermittelte einst alte Meister bis nach Japan, seine Eltern bauten eine Galerie für die klassische Moderne und eine große Rahmen-Werkstatt in Grevenbroich auf, die sein Bruder übernommen hat. Er selbst lernte "von der Pieke auf das Verhältnis zwischen Künstler, Kunsthändler und Verleger kennen", wie er sagt.
Vor 20 Jahren kaufte er einem Händler die erste Immendorff-Grafik ab, zwei Jahre später beschloss er: "Ich will Immendorff selbst kennen lernen - aber nicht rausgeschmissen werden." Er taktierte klug, ließ sich vom Grevenbroicher Kulturdezernenten Ulrich Möller das Okay für eine Ausstellung geben und tauchte in Immendorffs Atelier an der Stephanienstraße auf. Er überzeugte den Künstler und stieß gleich in eine Marktlücke: "Das große Thema der Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen von Immendorff lag und liegt bei Michael Werner. Aber die Grafik war frei, da gab es gar nichts." Geuer organisierte 40Ausstellungen zu Lebzeiten des Künstlers und erhielt den Vertrag für das Werkverzeichnis, das Immendorff noch persönlich abnehmen konnte.
Zugleich baute er für seine Firma eine Sammlung auf. Sein Stolz: "Heute besitzen wir den größten Grafikbestand von Immendorff weltweit. Wir haben aber auch 600 Arbeiten von Uecker, eine größere Sammlung von Penck. Bei Heinz Mack reicht das Portfolio von frühen Silberfolien-Prägungen bis zu den beliebten farbigen Siebdrucken und Holzschnitten."
Der Clou: "Die Museen können aus der gesamten Grafikpalette für ihr Haus Themen aussuchen. Wir setzen ein Honorar für unsere Ausstellungen fest, das viel geringer ist, als wenn sich die Museen jedes Blatt einzeln besorgen. Außerdem kann man eine Edition positionieren, die wir mit dem Künstler abstimmen."
Seit drei Monaten ist Geuer der exklusive Grafikverleger für Markus Lüpertz und triumphiert: "Wir haben jetzt 1200 Grafiken von ihm im Bestand. Wir erarbeiten gerade das Werkverzeichnis und planen Ausstellungen."
Wie er sich den Erfolg erklärt? "Wir sind kein Gemischtwarenladen. Wir bieten weder Krawatten noch Uhren oder Poster an. Wir haben keine Merchandising-Produkte im Programm. Nur so ist es zu erklären, dass wir mit über 300 Museen in Verbindung stehen und mit ihnen Ausstellungsprojekte organisieren."