„Der Priestermacher“ in der Komödie: Ein Theologe in Rotweinlaune
Thomas Freitag glänzt in „Der Priestermacher“.
Düsseldorf. Von Engelmacherinnen oder Wettermachern hat man gehört, aber von einem "Priestermacher"? So merkwürdig der Titel von Bill C. Davis Komödie klingt, es geht tatsächlich um das vergnügliche "Making of" eines Jung-Priesters - womit die Komödie in der Steinstraße nach "Don Camillo" zum zweiten Mal auf der Straße kirchlicher Bühnenexerzitien wandelt.
Als Priester Thaddäus auf seiner Kanzel (Bühne: Jacques Tilly) eine seiner Dialogpredigten hält, funkt ihm der Seminarist Christopher mit bohrenden Fragen dazwischen. Angefixt von der Aufmüpfigkeit holt sich der erfahrene Kirchenrealo den auszubildenden Jungfundi in sein Revier.
Es ist der Beginn einer wundervollen Freundschaft, wenn auch mit Anlaufschwierigkeiten. Denn Thomas Freitags wohlig gesetzter Thaddäus pflegt in seinem pompeianisch roten Büro ein lockeres Verhältnis zu Notlügen und rotem Burgunder. Für Constantin Lücke, den schwärmerisch-unerbittlichen Seminaristen, ist das der Supergau. Er putzt seinen Mentor als "Operettentheologen" herunter und liest der Gemeinde in seiner Antrittspredigt die Leviten bis zur Beschimpfung.
Bill C. Davis’ "Priestermacher" ist ein Zweipersonenstück, das durch die Annäherung der beiden ungleichen Theologen die Spannung hält. Da die Kirche in längeren Zeiträumen denkt, sind Themen wie Zölibat und Sex zwischen Priestern selbst 30 Jahre nach der Uraufführung noch aktuell. Die kirchenpraktische Eingewöhnung des Jungspunds ist nämlich nur die eine Seite. Christopher hat zwei schwule Kommilitonen gegenüber einem Monsignore verteidigt, was der als Anlass für eine Rüge betrachtet. Als Christopher seine frühere Bisexualität gesteht, klappt dem Pater dann die Kinnlade runter: "Sowohl als auch" fragt er so neugierig wie lustvoll.
Was den Priester an dem jungen Seminaristen fesselt, lässt Regisseur Helmut Fuschl glücklicherweise vage. Thomas Freitag deutet in einer knappen, aber deutlichen Geste Thaddäus’ tiefen Schmerz über Christophers endgültigen Rauswurf an: Freundschaft hat nicht zuletzt mit Gefühlen zu tun. Und dann läuft der Priester mit burgundergetränktem Wahrheitsfuror zur Hochform auf, was der Monsignore wie die Gemeinde schmerzhaft zu spüren bekommen - ein paar Prinzipien können auch einem Realo nicht schaden.
Inszenierung: Vier von fünf Punkten
Schauspieler: Vier von fünf Punkten
Bühne: Vier von fünf Punkten