Konzert mit Daniel Müller-Schott : Ein Musterknabe am Cello
Cellist Daniel Müller-Schott und die Academy of St Martin in the Fields spielten unter Sir Neville Marriner in der Tonhalle.
Düsseldorf. Der junge Cellist Daniel Müller-Schott gehört zu den neuen deutschen Parade-Musikern wie die Geigerin Julia Fischer oder der Pianist Martin Stadtfeld. Gemeinsam haben diese Instrumentalisten eine niveauvolle, aber eher unauffällige musikalische Mustergültigkeit. Nun gastierte Daniel Müller-Schott als Solist mit der brillanten Academy of StMartin in the Fields unter der Leitung des berühmten Orchestergründers Sir Neville Marriner in der Tonhalle.
Auf dem Programm stand das Erste Cellokonzert des französischen Spätromantikers Camille Saint-Saëns, ein raffiniert gemachtes, wenn auch nicht unbedingt musikalisch sehr gehaltvolles Opus. Nun spielte Müller-Schott den technisch vertrackten Solopart ausgesprochen solide, hielt sich aber bei der Gestaltung emotional angereicherter Stellen vornehm zurück, als handle es sich um Boccherini oder Haydn. Müller-Schotts französischer Altersgenosse Gautier Capuçon findet unterdessen in solch delikater Konzertliteratur zu etwas mehr Finesse und Gefühl.
Der adrette Daniel Müller-Schott dagegen hat seine Stärke bei formstrenger Musik. Das zeigte sich nun auch in der zweiten Zugabe, einer kurzen Courante von Bach, mit der der 33-jährige Cellist stärker begeistern konnte als zuvor während des gesamten Saint-Saëns-Konzerts.
Vergnügen bereitete der Abend vor allem durch das Spiel eines der brillantesten Kammerorchester Großbritanniens, der Academy of St Martin in the Fields. Dass der mittlerweile 85-jährige Orchestergründer Sir Neville Marriner, der aus Altersgründen selbst nicht mehr ganz so häufig dirigiert, in Düsseldorf immer wieder höchstpersönlich am Pult steht, ist der langjährigen freundschaftlichen Verbundenheit mit dem Konzertveranstalter René Heinersdorff zu verdanken.
Sir Neville Marriners Dirigat hat wenig von "Altersstil" oder Gesetztheit, wie es etwa beim späten Karajan der Fall war. Vielmehr bewahrte sich der Brite die jugendliche Frische und federnde Leichtigkeit, für die die Academy seit vielen Jahrzehnten so beliebt ist. Die schnellen Passagen in Mozarts Prager Symphonie perlten elegant dahin.
Und in der "Frühlingssymphonie" Robert Schumanns wurde unter Beweis gestellt, dass die als zu unraffiniert geltende Instrumentierung durchaus ihren orchestralen Glanz besitzt, wenn Musiker wie die der Academy aufspielen.