Auftakt zum Jahr der Kunst
Die Landeshauptstadt präsentiert sich 2010 mit hochkarätigen Ausstellungen als Kunst-Metropole.
Düsseldorf. Düsseldorf war in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts eine Kunst-Metropole. Hier revolutionierte Joseph Beuys die Bildhauerei, indem er die Gesellschaft einbezog, und begründete Nam June Paik die Video-Kunst als bewegtes Bild. Die Postmoderne führte zu Schlüsselwerken von Katharina Fritsch, Reinhard Mucha, Thomas Ruff und Andreas Gursky. Dieser Blick einerseits zurück und andererseits nach vorn ist Thema der Quadriennale 2010. Sie startet am 11.September unter dem Motto "Kunstgegenwärtig".
Nam June Paik (1932- 2006), einst Professor der Kunstakademie und damit Kollege von Bernd Becher, wird im museum kunst palast gefeiert. Er war ein permanenter Erfinder und Experimentator. Ihm verdankt die Kunstgeschichte die ersten Videotapes, Video-Synthesizer, Multi-Video-Installationen und Laser-Skulpturen.
Die umfangreiche Retrospektive, eine Co-Produktion mit der Modern Tate Gallery in Liverpool, bringt erstmals deutsche, anglo-amerikanische und koreanische Paik-Forschung zusammen. Wie die Kinder auf unserem Foto werden die Menschen seine spektakulären Bilder über ihren Köpfen und zu ihren Füßen bewundern können.
Der Amerikaner James Lee Byars (1932 bis 1997), Magier mit Augenmaske, wird im Spiegelsaal von Schloss Benrath und im Park vorgestellt. Einst hatte er seinen großen Auftritt in der Kunsthalle. Der Belgier Marcel Broodthaers (1924 bis 1976) mietete 1970 einen Kellerraum am Burgplatz und wurde in der Kunsthalle entdeckt, wo er abermals gezeigt wird. Seine Installationen gehören zum Schönsten und Intelligentesten, und stets ist Nostalgie mit im Spiel.
Mit Spannung wird die Beuys-Ausstellung in K 20 im wiedereröffneten Ausstellungshaus am Grabbeplatz erwartet. Mit dieser Schau gibt Marion Ackermann ihren Einstand als neue Chefin der KunstsammlungNRW.
Natürlich kann bei der Frage nach der Düsseldorfer Avantgarde auch die Fotografie der Becher-Schule nicht fehlen. Das NRW-Forum knüpft daran die Frage, wer die Düsseldorfer Fotografie beeinflusst hat. Eine kühne, bislang nie gestellte Frage. Parallel dazu zeigt das NRW-Forum eine erste Retrospektive des amerikanischen Freundes der Bechers, des Fotokünstlers Stephen Shore.
Kunsthalle und Kunst im Tunnel (Kit) widmen sich der mittleren Generation. Katharina Grosse zeigt eine furiose, alle Grenzen sprengende Malerei. Dirk Skreber will am Rhein einen Sprungturm aufbauen und Björn Dahlem im Kit die "Milchstraße" in zahllosen, hell leuchtenden Leuchtstoffrohren nachbauen.
Auch private Häuser machen mit. So zeigt die Julia Stoschek Collection die erste europäische Retrospektive des britischen Filmregisseurs Derek Jarman (1942 bis 1994), der mit Licht, Farbe und Schichtungen von Bildern die Kamerakunst in die Nähe der Malerei rückte. Die Zero Foundation schickt im Medienhafen Licht in die Finsternis und bittet die Künstler Heinz Mack, Otto Piene und Robert Wilson zu Aktionen.
Das Inter Media Art Institut Imai präsentiert Projektionen der berühmten Video- und Fotokünstlerin Katharina Sieverding. Und die Düsseldorfer Galerien wollen gar zu unzähligen "Deutschlandpremieren" in ihre Kunsthandlungen bitten.