Porträt: Netzwerker in Sachen Tanz
Stefan Schwarz ist im Tanzhaus für die Programmplanung zuständig. So auch für das morgen beginnende Festival „Temps d’image“.
Düsseldorf. Er ist der Mann im Hintergrund. Das dramaturgische Mastermind, das so faszinierende Choreografen wie Hiroaki Umeda, Jan Fabre oder eine Compagnie wie Chunky Move nach Düsseldorf holt. Seit der Gründung 1998 ist Stefan Schwarz für das Programm des Tanzhauses NRW verantwortlich, und ohne ihn wäre das Haus vermutlich nicht, was es heute ist.
Dass sich Stefan Schwarz überhaupt für Tanz interessiert, sei eine "private Geschichte", sagt er im WZ-Gespräch. Er ging noch in Mettmann zur Schule, als ihn eine Freundin in ein Modern Dance Studio schleppte. Damals hat er Blut geleckt, er absolvierte Workshops und ließ sich von Pina Bausch beeindrucken. Als es mit einem Studium an der Folkwang Hochschule nichts wurde, entschloss er sich zum Studium der "Diplom-Kulturpädagogik" in Hildesheim, das mit einem starken praktischen Anteil ausgestattet war. "So konnte ich künstlerisch sein und gleichzeitig etwas Anständiges lernen", sagt der heute 46-Jährige.
Angesichts des künstlerischen Freiraums, der dem Studenten damals gewährt wurde, gerät er noch heute ins Schwärmen. Doch Stefan Schwarz fuhr schon damals mehrgleisig. Er studierte, tanzte, unterrichtete an der Uni und arbeitete nebenbei bei einem Festival. Sein tänzerisches Steckenpferd wurde die "Kontakt-improvisation", eine Bewegungsform, die auf Körperkontakt mit einem Partner beruht, ohne dessen Bewegungsfreiraum einzuschränken.
Sieben Jahre hat der heutige Programmdirektor selbst getanzt, in Gruppen wie der Workgroup in Düsseldorf oder der Ormand Group in Köln. Und wenn man ihn heute fragt, ob er die aktive Arbeit nicht vermisse, sagt er sofort: "Ein bisschen schon!" Aber: "Man muss ja von etwas leben". Und so übernahm er 1993 die Planung und Organisation der Werkstatt in Düsseldorf, dem Vorläufer des Tanzhauses, und gründete gleichzeitig eine Familie. Inzwischen haben er und seine Frau drei Kinder und leben im ländlichen Geilenkirchen.
Im Tanzhaus NRW ist Stefan Schwarz neben dem Programm für die gesamte Organisation, die finanzielle Realisierbarkeit und vor allem die Pflege der internationalen Netzwerke verantwortlich. Am Lakmusstreifen dieser Kontakte zeigt sich das gewachsene Renommee und die Profilschärfung des Hauses. "Das Haus ist in der 1. Liga angekommen", sagt Schwarz selbstbewusst. Natürlich sind im sprachungebundenen Tanz internationale Begegnungen an der Tagesordnung. Doch Stefan Schwarz ist auch ein guter Netzwerker, der zahlreiche Sprachen spricht und die Begegnung mit Menschen anderer Kulturen schätzt.
Deshalb ist ihm auch das am Mittwoch beginnende Festival "Temps d’images" wichtig, an dem allein zehn internationale Partnerbühnen beteiligt sind. Im Zentrum steht die Begegnung von Tanz und Bildender Kunst, vor allem der Medienkunst. Gerade hier könne ein Haus wie das Tanzhaus als Tanzlabor innovativ sein und Akzente setzen. Und ein bisschen "Trendsetting" sei auch dabei. Klappern gehört schließlich auch zum Handwerk.