Silber für die „Golden Girls“
Die Komödie an der Steinstraße hat die legendäre Fernsehserie auf die Bühne verlegt und bleibt damit hinter dem Original zurück.
Düsseldorf. Sie sind legendär die „Golden Girls“, vier ältere, aber schlagfertige Damen, die in einem hübschen Haus in Miami Beach leben. Von 1985 bis 1992 wurden die 180 Episoden der US-amerikanischen Sitcom gedreht und machten in den 90er Jahren in einer Synchronfassung auch hierzulande Furore. Jetzt hatte die Bühneneinrichtung von Kristof Stößel Premiere in der Komödie an der Steinstraße.
Der Abend ist sehr unterhaltsam, doch ans Original kommt die Inszenierung von Helmuth Fuschl nicht ganz heran, obwohl sie solide gemacht ist. Das Timing in der Fernsehserie besitzt eine Perfektion, die in der Live-Situation freilich nicht ganz so minutiös ausgetüftelt werden kann wie im Studio, wo es beliebig viele Versuche gibt. Auch die Schauspielerinnen lassen sich nicht mal eben kopieren. Vielleicht muss man einige Jahre in Miami gelebt und die Menschen beobachtet haben, um sich in die skurrilen Golddamen verwandeln zu können.
So gibt es für das hiesige Quartett der Golden Girls mit Viktoria Brams (als Blanche), Gudrun Gabriel (Dorothy), Kerstin Fernström (Rose) und Anita Kupsch (als Dorothys sizilianische Mutter Sofia) nur Silber.
Die Schauspielerinnen bemühen sich merklich um den Tonfall der Originale, doch wirkt das Ganze etwas steif. Am elegantesten gelingt es Viktoria Brams in die Rolle der ewig mannstollen Blanche zu schlüpfen. Auch Anita Kupsch spielt die kesse kleine 80-jährige Sofia mit Sinn für die drollige Raubeinigkeit der Figur. Doch so ganz perfekt will die Verwandlung nicht gelingen. Es fehlt meist ein letzter Grad an Geschmeidigkeit.
Das Plus des Stücks liegt in den Dialogen, die praktisch wörtlich aus der deutschen Synchronübersetzung übernommen sind. Ziemlich herbe, aber intelligent pointierte Spitzen feuern die Girls da ab und können dabei hinreißend uncharmant rüberkommen.
Beispielsweise kann Sofia gemeine Sprüche gegen ihre Tochter Dorothy loslassen: Beim Dreh eines Pizza-Werbespot, für den beide vor der Kamera stehen, sagt der Regisseur zu Dorothy, sie solle die Pizza ansehen, als ob sie mit ihr schlafen wolle. Darauf die böse Sofia: „Vielleicht nehmen Sie ein Gebiet, auf dem sie sich auskennt.“
Respektabel spielen Armin Riahi und Karl-Heinz von Hassel die verschiedenen Herren, die zuweilen im Haus der Damen aufkreuzen — mal als Heiratsschwindler, mal in der Funktion eines strengen Mitarbeiters der Ordnungsbehörde.
Als günstig erweist sich unterdessen die Technik, ab und zu das Licht auf der Bühne ausgehen zu lassen, um den Effekt eines Shortcuts zu bewirken. Denn mit Timing und Schnelligkeit steht und fällt manche Pointe. Beim Publikum kommt das Ganze merklich gut an, es gibt viele Lacher. Und wer die Fernsehserie nicht kennt, hat mit dieser Produktion überhaupt eine gute Gelegenheit, die „Golden Girls“ kennenzulernen.