Socalled im zakk: Ein musikalischer Grenzgänger

Josh Dolgin verbindet moderne mit traditioneller Musik.

Düsseldorf. Socalled ist der Künstlername von Josh Dolgin. Der kanadische Musiker aus Ottawa ist ein musikalischer Grenzgänger, der jüdische Klezmermusik mit Hip-Hop, Funk und Neo Soul verbindet und als Erfinder des jüdischen Hip-Hops gilt.

Für das Exklusiv-Konzert im Rahmen des Internationalen Musiksommers am Montagabend wurden Dolgin und Band extra aus Budapest eingeflogen. Trotzdem reicht das kleine Studio im Zakk, um alle Besucher aufzunehmen. Zu speziell ist das Sound-Gemisch für ein ganz große Publikum.

Seine Fans nennen Socalled wegen seiner mehr als ungewöhnlichen Crossover-Musik nur den „verrückten MC“ aus Kanada.

Die wild abstehenden, dunklen Locken, die im Widerspruch zu seiner Halbglatze stehen, und eine viereckige Hornbrille unterstreichen den kauzigen Eindruck auch optisch. Originalität ist Socalled eben wichtiger als Schönheit, auch musikalisch.

„Dolgin ist eine echte Künstlerpersönlichkeit, der sich mit seiner Musik erst einmal ins Abseits gestellt hat“, sagt Miguel Passarge, musikalischer Leiter des Zakk. „Aber er hat die Feuerprobe bestanden und sich mit seinem Sound durchgesetzt.“

Den kraftvollen, melancholischen Gesang übernimmt hauptsächlich Katie Moore, die einzige Frau in der fünfköpfigen Band. Socalled selbst spielt Akkordeon, Synthesizer und Keyboard. Durch seine Samples gelingt auch die Kombination von harten, schnellen Hip-Hop-Beats mit traditioneller Klezmer-Musik und gerappten Versen.

Dabei entsteht kein Gangsta-Rap, sondern ein wunderbar tanzbarer, abwechslungsreicher Sound, und die Erkenntnis, dass sich jiddische Verse ebenso wie die etwas raue franko-kanadische Sprache bestens für artistischen Sprechgesang eignen.

Nach etwas mehr als einer Stunde verlässt die Band die Bühne. „Wir haben keine Songs mehr“, sagt Dolgin. Weil das Publikum trotzdem nach mehr verlangt, stellt er sich mitsamt Band zwischen die Zuhörer und spielt traditionellen Klezmer. Im Biergarten des Zakk gibt es dann das Konzert nach dem eigentlichen Konzert.

Zwischen Bierbänken und Tischkickern wird getanzt, gefeiert und gesungen. Die Grenzen zwischen Bandmitgliedern und Gästen verschwinden dabei zusehends. Nach einer guten halben Stunde endet auch der zweite Auftritt von Socalled an diesem Abend. „Wir müssen jetzt einfach ins Bett“, sagt er den Fans, die jetzt gar nicht mehr gehen wollen.