Spaß beim "Dinner für Spinner" mit schrulligem Gast
Das Theater an der Kö zeigt mit „Dinner für Spinner“ ein Screwball-Stück mit Tom Gerhardt. Das Publikum hat seinen Spaß daran.
Düsseldorf. Sie laden einen Depp zum Dinner ein und wollen Spaß haben. So vertreiben sich Herren der besseren Gesellschaft ihren freien Dienstagabend. Sie wollen damit sogar ihrer Karriere Auftrieb geben. Hauptsache der mitgebrachte, leicht idiotische Begleiter bringt alle zum Lachen.
Dass sie sich dabei auf Kosten anderer amüsieren, kratzt sie wenig. Doch als der Finanzbeamte Mathias Bommes auftaucht, steht beim Verleger Peter Küsenberg das fein designte Heim Kopf. Zumal der schrullige Herr Bommes sich als alles andere als ein Blödmann entpuppt.
Und dann wird er noch gespielt von Tom Gerhardt, bekannt als Hausmeister der Fernsehnation - eine Rolle, die der Urkölner Komiker jahrelang, bis 2010, in der Sat1-Serie „Hausmeister Krause“ gespielt hat. „Dinner für Spinner“ heißt die ‚Screwball-Comedy’ (Komödie mit einer skurrilen Person), in der der dümmlich erscheinende Herr Bommes es eben doch faustdick hinter den Ohren hat und als Gewinner aus dem Spiel hervorgeht.
Das Stück aus der Feder von Francis Verber feierte jetzt umjubelte Premiere im Theater an der Kö — in der Regie von René Heinersdorff, der den Stoff pointiert auf Düsseldorfer Verhältnisse herunterbricht und manch süffisanten Schlagabtausch zwischen Küsenberg (Moritz Lindbergh) und Bommes beschert.
Klar, dass hier alles anders läuft als von Küsenberg und Co. geplant. Mit Aktentasche und biederer Brille stolpert der einbestellte Spinner Bommes in das Haus des Verlegers, der, gerade von einem Hexenschuss getroffen, von seiner Frau verlassen wurde und das Dinner absagen muss. Bommes, ein liebevoller Pedant, der sich wie ein unbeholfen schüchternes und verspätetes Muttersöhnchen geriert und am liebsten Häuser aus Streichhölzern baut.
Er umsorgt den Mann, der ihn zum Essen eingeladen hat. Warum? Das ahnt er zunächst nicht. Marotten erinnern nur anfangs an Hausmeister Krause, doch dann spielt sich Tom Gerhardt frei und mutiert zur schrulligen Nervensäge und zum Dreh- und Angelpunkt der heiter-sarkastischen Turbulenzen.
Es kommt zu Verwechslungen, Verwicklungen und Verstrickungen am laufenden Band. Rasant setzen Heinersdorff und die fünf Typen die Slapstick-Komödie in Gang. Dabei sind alle Rollen exzellent besetzt. Tina Seydel mimt überzeugend Küsenbergs spröde, kühle Gattin Frau Christine und gleichzeitig seine Geliebte Marlene - eine durchgeknallte, sexhungrige Esoterikerin.
Hinreißend komisch Stefan Preiss als kühler Finanzkontrolleur Ludwig Busch. Er ist Vorgesetzter von Bommes und gerät über Umwege auch in Küsenbergs Nobelherberge. Mit trockenem Humor zeichnet er ein überspitztes Bild eines strengen Staatsdieners und Prüfers, der hinter jedem Detail der Wohnung Steuerhinterziehung vermutet.
In diesen Momenten bekommt der Abend noch mehr Drive, so dass die zwei Stunden wie im Flug vergehen. Fazit: eine spritzige Komödie, die trotz hohen Tempos nicht aus dem Ruder läuft; eine furiose Slapstick-Attacke auf die Lachmuskeln.