Verkehr Sogar Stadtteile streiten darum, wer unter Staus leiden soll
Düsseldorf · Nicht nur um die Umweltspur gibt es Streit. Im Norden wird um eine Entlastung der Danziger Straße und Alternativrouten über Rotterdamer Straße und durch Unterrath gerungen – doch die Stadt blockt ab.
Wenn nächste Woche die Sommerferien enden, wird sich auch die Verkehrslage auf den Einfallstraßen wieder verschärfen, sprich: Die Staus werden mehr und länger. Politisch gestritten wird aktuell vor allem über die dritte und längste Süd-Nord-Umweltspur, die im Herbst eröffnet werden soll und von der A46-Ausfahrt über Werstener-, Mecum- und Corneliusstraße bis zur Kaiserstraße quer durch die Innenstadt führt. Doch auch an anderen Einfallsrouten sorgen die Staus nun für Streit – im Norden sogar zwischen zwei Bezirksvertretungen, Motto: Wir haben zu viele Staus, nehmt ihr uns wenigstens einen ab, fordert die eine. „Kommt nicht in Frage“, antwortet die andere.
Darum geht es: Weil die (von der CDU erhobene) Forderung nach einem sechsspurigen Ausbau der Danziger Straße (B8) keine Chance auf Realisierung hat, fordert die Bezirksvertretung 5 (u.a. Wittlaer, Lohausen, Stockum) zwei Ventile für den täglichen Dauerstau auf der B8 im morgendlichen Berufsverkehr: Zum einen soll die Rotterdamer Straße für alle Autofahrer geöffnet werden. Es geht um die vierspurige Route von der A44-Abfahrt „Arena“ über die Parkfelder, „Am Staad“ und die Rotterdamer Straße am Rhein entlang über die Cecilienallee bis ins Zentrum. Mindestens bis zur Homberger Straße/Kennedydamm ist diese breite Straße meist gähnend leer, weil sie von Anfang an abgepollert bzw. beschrankt ist und nur von Fortuna-Profis, Messe-Mitarbeitern und anderen Inhabern eines Sonderausweises befahren werden darf, während sich parallel auf der Kaiserswerther- und der Danziger Straße die Automassen in die City quälen.
Der zweite „Ausweg“ der Stadtteilpolitiker aus dem Norden betrifft die Busschleuse „Am Roten Haus“ an der Grenze von Stockum und Unterrath. Dort, über der A44-am Flughafen, darf nur die Buslinie 721 den kleinen Abzweig nutzen, der zum „Roten Haus“ führt. Wenn der für alle geöffnet würde, könnten Autofahrer vom Nordstern auch über Unterrath und Derendorf (Eckener-, Kalkumer-, Ulmenstraße) ins Zentrum gelangen. Es sei nicht vermittelbar, warum die Bürger in Lohausen lange Autoschlangen hinnehmen müssten, während eine gleichmäßige Verteilung des Verkehrs auch über Unterrath möglich sei, so die BV5. Doch sofort fasste die Bezirksvertretung 6 (u.a. Unterrath, Rath) einen Gegenbeschluss, in dem sie die Stadt auffordert „die Busschleuse Am Roten Haus auf keinen Fall zu öffnen“.
Am kommenden Mittwoch wird Verkehrsdezernentin Zuschke im Fachausschuss beide Wünsche der Nord-Politiker ablehnen. Heißt: Keine Öffnung der Rotterdamer Straße und der Busschleuse. Begründet wird das auch mit Details der örtlichen Begebenheiten, vor allem jedoch grundsätzlich: mit dem neuen „Mobilitätsplan D“, der in Düsseldorf die Grundlagen für die Verkehrswende mit weniger Auto- und dafür mehr Bahn-, Bus- und Radverkehr legen soll. Denn mit den beantragten Öffnungen für Alternativrouten würden sehr wahrscheinlich nur noch mehr Autofahrten in Richtung City ausgelöst und diese Sogwirkung werde an anderer Stelle neue Probleme in Bezug auf Luftreinhaltung und Verkehrsfluss erzeugen und womöglich Fahrverbote nach sich ziehen, so die Verkehrsdezernentin.
Das Evaluationskonzept zum Mobilitätsplan D dagegen gibt als Ziel eine sukzessive Verringerung des Autoverkehrs aus. Bei der Verteilung des Aufkommens auf die verschiedenen Verkehrsträger („Modal Split“) liegt bei der Düsseldorfer Bevölkerung der Umweltverbund in der Stadt bei 59 Prozent (Fußgänger 29%, Radfahrer 12%, Rheinbahn 18%), der „Motorisierte Individualverkehr“ (Auto, Motorrad etc.) bei 41%. Bis 2030 soll sich das Verhältnis auf mindestens 70 zu 30 pro Umweltverbund entwickeln.
Bei den Nicht-Düsseldorfer Einpendlern aber nutzen derzeit noch 71% das Auto, nur 29% den Umweltverbund (davon 24% ÖPNV). Bis 2030 soll diese Relation bei 60 zu 40 Prozent liegen.