Tanz NRW Tanz-NRW: Wenn Körper eine „Arena“ besiedeln

Düsseldorf · Uraufführung im Tanzhaus: Choreografin Alexandra Waierstall trifft auf Bildhauerin Rita McBride.

Alexandra Waierstalls „Bodies and Structure“ in der „Arena“ von Rita McBride.

Foto: Katja Illner

Ein schönes Beispiel für die mehr und mehr von allen Seiten angebahnte Wunsch-Ehe zwischen bildender Kunst und performativen Künsten durfte das neueste Projekt von der Choreografin Alexandra Waierstall und der Bildhauerin und Installationskünstlerin Rita McBride sein. Denn in der Performance, Choreografie, beziehungsweise bespielten Installation „Bodies and Structure“, die nun im Rahmen des Festivals Tanz-NRW im Tanzhaus uraufgeführt wurde, vereinigten sich Kunst und Performance auf überaus harmonische Weise. Eine Installation, die zu einer Art Kulisse wird. Zeitgleich aber auch durch ihre Form, ihre Struktur die Bewegungen der Performer prägt, Performer, die aber selbst zu einer Art Besiedelung der Installation, zu sie umspielenden Figuren, fast wie sich ansiedelnde Natur, werden. Beides – sowohl die Installation als auch die Choreografie – hoch poetisch.

Der Aufbau von „Arena“ im Tanzhaus war herausfordernd

Doch bevor es soweit kam, dass sich Körper in, um, auf und unter der raumgreifenden Arbeit „Arena“ (1997) von McBride bewegen konnten, musste die modular aufbaubare Installation in den Großen Saal des Tanzhauses hinein gebracht und aufgebaut werden. Dies soll gar nicht so einfach gewesen sein, deutete man uns an. Und in der Tat ist „Arena“ bei all seiner filigranen Leichtigkeit beachtlich groß. Wie der Name schon sagt, eine Art Arena oder Tribüne, die in ihrer Form an ein Amphitheater erinnern mag. Neun „Etagen“ oder Treppen aus Holz mit Twaron (eine Form von Aramidfaser) versehen.

Auf diesen neun Etagen klumpten die zehn Tänzerinnen mal zusammen, wie sich eine an ein Gerüst anheftende menschliche Masse, öffneten ihre Bewegungen für sanfte Dialoge oder ließen sich in ekstatische Tanzpassagen hineinziehen. Durch Nacktheit, die immer wieder pointiert auftaucht, und ihre bewusste Kontrastierung, spielt Weierstalls Choreografie mit Verletzlichkeit und Kraft. Die Ästhetik des nackten Körpers erhält aber auf dem Gerippe von „Arena“ eine intrinsisch ursprüngliche Note. Ohnehin hat die 60 Minuten lang dauernde Performance einen archaischen Unterton, der sich schon am Beginn durch ein gemeinschaftliches Stampfen der Performer anbahnt. Verstärkt wird diese Anmutung durch Klangeffekte, die auch durch Verstärkung der Bewegungsgeräusche entstanden zu sein scheinen, beigemischt mit Klangflächen und Naturlauten, die bisweilen etwas Bedrohliches haben. Doch hat nicht sich frei bewegende Natur immer einen bedrohlichen Subtext in seiner unbändigen Synthese aus Entwicklung, Geburt und Verfall, aus Kampf und organischem Wachstum?

Waierstall lässt ihre hervorragenden Performer aber nicht nur auf, sondern auch vor der „Arena“ agieren. Als ob sich die Körper aus einer Gefangenschaft der Struktur befreien würden, um frei zu kreisen, schließlich aber sich in die Sprossen legend wieder zurückkehren in die Welt der Struktur.

Packend wirken zwei besondere Momente. Eine Passage, in denen ein jeder der Perfromer die Schuhe auszieht und diese synchron zu Boden fallen und schließlich vergleichbar, nachdem man sich entkleidet hat, um die Kleidung in einem Zuge herunterfallen zu lassen. Solistische Momente fokussieren auf die Innenschau einzelner Performer, die sich in organischen Bewegungen auszudrücken scheint.

Wer sich diese sinnliche Performance von Waierstall mit Rita McBrides „Arena“ ansehen möchte, hat noch am Samstag um 20 Uhr Gelegenheit.