Tanzhaus/„The wood project“: Felix Bürkles charmante Begegnung mit der Natur

Felix Bürkle verbindet Artistik mit zeitgenössischem Tanz und begeisterte Pina Bausch. Jetzt gab es sein neues Stück zu sehen.

Düsseldorf. Schon am Eingang duftet es nach Holz, nach Behaglichkeit. So intensiv, dass man in der Musik-Station am Bühnenrand, wo eine kleine Lampe leuchtet, meint, einen Kamin zu sehen. Felix Bürkle verteilt Äste, Stöcke, Baumstümpfe über dem Boden und baut sich eine Art Spielplatz aus Holz. „Brennholz“, wie er mit Verbitterung in der Stimme sagt. Denn es ist Teil der Hinterlassenschaft von Wirbelsturm Lothar, der 2005 in Bürkles Heimat, dem Schwarzwald, gigantische Flächen regelrecht abmähte. Dabei verwüstete der Orkan auch ein Drittel des Eigentums seiner Familie. Ein traumatisches Erlebnis, das der ausgebildete Artist und Tänzer in seiner neuen Produktion „The wood project“ auf seine Weise verarbeitet hat.

Geradezu liebevoll nimmt Bürkle ein Stück Holz in die Hand: „Des isch immer voll Wärme“. Das sage sein Vater immer, dem er die Performance gewidmet hat. Es klingt schwermütig. Dann wird die Bühne zum Abenteuerspielplatz und zur Manege. Bürkle und sein dreiköpfiges Ensemble „starting point“ jonglieren mit gesäuberten Ästen, balancieren und wippen auf Brettern, werfen sich Kleinholz wie Bälle zu, bauen ein Zelt. Holz als Baustoff, Material, Spielzeug. Während zwei Künstler eine lange Stange zwischen sich halten und dabei laufen, hangelt und dreht sich eine Frau daran wie ein Klammeräffchen. Dazu musiziert Florian Bergmann beinahe lautmalerisch unter anderem an der Bassklarinette.

Da denkt man an „beckett, beer and cigarettes“, Bürkles Überraschungserfolg von 2007, als er 100 leere Flaschen das Tanzen lehrte. Damals gelang ihm, was man diesmal vermisst: die Erhöhung des Objekts zum Kunstwerk und die Verbindung von Artistik und zeitgenössischen Tanz. „The wood project“ fehlt es an Brillanz und Bravour.

Dafür bezaubert es mit seinem verspielten Charme — was allein zu wenig wäre. Bürkle beeindruckt auch mit der Ernsthaftigkeit und dem Respekt, den er der Natur entgegenbringt. Seine Performance ist eine Hommage an die Natur, an das Lebewesen Wald.

Wie sehr der Mensch ein Teil des Systems ist, verdeutlicht er in einer großartigen theatralen Verdichtung.

Das Licht und die Musik dunkeln ein, eine Motorsäge jault auf. Kampf, Verzweiflung, nackte Angst. Eine Stimmung wie nach einer Apokalypse. Zwei Akteure versuchen, mit langen Ästen einen regungslosen Mann am Boden zu bewegen. Sie drehen ihn vorsichtig hin und her, richten ihn allmählich auf. Als er steht, heben sie mit dem Holz noch sanft sein Kinn. Eine wunderschöne Metapher für Werden und Vergehen.