Sissi Perlinger im Savoy Theater: Eine Frau wie ein Knallbonbon
Sissi Perlinger fegt durch das Savoy Theater und lästert in ihrem Programm „Gönn’ dir ne Auszeit“ über das eigene Geschlecht.
Düsseldorf. Die Meisten, die heutzutage unter dem Titel Entertainer durch die deutschen Lande ziehen, unterhalten entweder als Sänger oder Tänzer, als Schauspieler oder Comedian. Bei Sissi Perlinger gibt es kein entweder oder: In ihren Bühnen-Shows zeigt die Bayerin, dass sie einfach alles kann. So auch am Mittwochabend bei ihrem Auftritt im Savoy Theater.
Zwei Stunden lang fegt Perlinger über die Bühne und ist dabei so bunt, laut und explosiv wie ein Knallbonbon. „Ich mach’ das alles ohne Koks“, ruft sie. Luftholen scheint dennoch überflüssig zu sein. Auch ihre Outfits sind gewohnt schrill: Über den Leoparden-Catsuit wird ein Tigermantel geworfen, riesige Perücken und Hüte wechseln sich ab, an einer Stelle mutiert die Kabarettistin zum Wolpertinger mit Fell, Hörnern und allem, was dazugehört.
Gegenstand des Programms „Gönn’ dir ne Auszeit“ ist einmal nicht das andere Geschlecht, trotzdem lässt die als Emanze verschriene Perlinger wissen: „Keine Angst, das Programm ist in keiner Weise männerfeindlich. Wir nennen das lustig.“
Stattdessen nimmt sich die Komikerin das top-aktuelle Thema „Burn-out“ vor und erzählt von eigenen Erfahrungen. Dass sich die Perlinger vor einigen Jahren selbst bei ihrer Arbeit übernahm, glaubt jeder, der das Energiebündel einmal erlebt hat. Irgendwann muss die Luft schließlich selbst bei ihr raus sein. Perlinger litt damals unter einem stressbedingten Tinnitus, und wie sie diesen wieder los wurde, davon erzählt sie in ihrem Programm.
Dabei ist das Erzählen nur ein kleiner Teil der Darbietung: Die 47-Jährige tanzt und singt, wobei sie dreieinhalb Oktaven voll ausreizt. Dazu begleitet sie sich selbst mit Gitarre und Trommeln. Die meisten Szenen werden mit wunderbar treffender Mimik nachgespielt.
Aber es wird natürlich auch gelästert, vor allem über das eigene Geschlecht: Es geht um menopausierende Mütter und pubertierende Töchter, dicke Frauen, deren Leiden Perlinger mit einem (Leoparden-) Fatsuit nachempfinden will, hängende Brüste und den Schönheitswahn. Dabei bleibt sie in ihren Geschichten ausnahmsweise recht jugendfrei.
Auf der Suche nach Glück und sich selbst erwägt die erschöpfte Frau religiöse Erleuchtung, aber der überfüllte Jakobsweg sei „das Kamener Kreuz der katholischen Kirche“, und so versucht sie es in Indien mit Meditationskursen bei Öko-Machos und entrückt-erleuchteten Möchtegern-Hindus. Ihr Publikum hinterlässt Perlinger damit restlos zufrieden.