Professor spürt junge Talente auf
Der Bildhauer Deacon stellt mit seinen Studenten aus.
Düsseldorf. Der Waliser Richard Deacon (62) ist seit seinen Studentenjahren am Royal College of Art in London mit dem Düsseldorfer Rektor Tony Cragg befreundet. Beide sind Bildhauer, Jahrgang 1949, erhielten den renommierten Turner-Prize der Tate Gallery und revolutionierten die Skulptur der Gegenwart. Noch unter Markus Lüpertz wurde Deacon nach Düsseldorf berufen. Nun zeigt der Akademieprofessor in einer Ausstellung mit seiner Klasse in den Ateliers an der Walzwerkstraße, was für ein wunderbarer Typ von Lehrer er ist.
„Meine Arbeit ist ein Unglück, ich habe sie falsch ausgemessen“, sagt er fast zur Entschuldigung, während er die Bodenarbeit aus rostfreiem Stahl neben die Keramiken seines Studenten Matthias Grotevent auf den Boden legt. 18 Schüler hat er in seiner Klasse, 16 machen mit. Der jüngste Zugang ist Christoph Mügge, den sich der Professor selbst in seine Klasse geholt hat, als er dessen Bilder sah: „Sie bestanden aus lauter Gegenständen“, sagt Deacon. „Nun wachsen sie in den Raum hinein.“
Richard Deacon holt sich die jungen Talente aus den verschiedensten Disziplinen. Matthias Grotevent hat ein volles Studium an der Fachhochschule hinter sich und den Abschluss als Diplom-Designer gemacht. Jetzt befreit er seine bislang akkuraten Formen, baut Vasen aus Ton und sprengt die allzu akkurate Form, wie er sie an der FH gelernt hat. Das Ergebnis sind Grotesken, Masken, gespenstische Hohlformen. Sie erinnern an menschliche Köpfe, aber in einer existenziellen Not. Das hat nichts mehr mit Design zu tun, das ist hohe Kunst.
Deacons Studenten haben das praktische Denken ihres Lehrers übernommen. Da wird nicht gebastelt, gewerkelt und gefriemelt. Die Werke wirken auch nicht wie kultische Objekte. Sie unterscheiden sich oft nur ganz wenig vom Alltag. Erst bei näherer Betrachtung begreift man ihre Qualität.
Bestes Beispiel ist Katharina Maderthaner. Ihre säulenartigen Gebilde erinnern an Baumstümpfe, wären da nicht die strengen, weißen Einschübe. Sie erklärt: „Ich habe aus weißen Rigipsplatten eine Konstruktion gebaut, eingefärbten Mörtel auf die Formen geschüttet, Wasser dazugegeben und den Moment der Härtung abgewartet. Dann konnte ich die Formen schnitzen.“ Konstruktion und Zufall kommen wundersam zusammen.
Deacon freut sich über diese patente Crew. Um Skulpturen zu schaffen, brauche man keine Werkstatt, keine Mitarbeiter, keine teuren Materialien, aber umso mehr Ideen.