Tanzhaus: Wenn Idole versteigert werden

Offene Probe der Choreographie „Idoru“ von André Gingras.

Düsseldorf. Wenige Tage vor der Uraufführung von André Gingras’ Choreographie "Idoru" am 2. Juli bei dem Julidans Festival in Amsterdam konnten Neugierige im Tanzhaus NRW einer Offenen Probe beiwohnen.

Der Titel "Idoru" bezieht sich auf das japanische Pop-Idol-Phänomen "Aidoru", eine breitenwirksame Medien-Mode, bei der ganz normale junge Leute für einige Zeit mit professioneller Propaganda ins Licht der Öffentlichkeit gestellt werden. "Es geht um Idole als kommerzielles Objekt", erklärt Gingras.

Der Niederländer choreographiert zu diesem Hype-Phänomen ein Tanzstück zwischen Elegie und atemloser Dynamik. Es geht gleich wild los mit hämmernden Rhythmen und schweißtreibenden Sprints quer durch den Saal, Gekletter an drei Alu-Gerüsten, an denen blau eingetönte Klarsichtfolien hängen.

Die Tanzbewegungen sind oft mechanisch wie beim Breakdance, dabei überaus kraftstrotzend - eine fast aggressive Demonstration juveniler Vitalität. Sechs junge Tänzer (zwei Frauen, vier Männer) ergehen sich gelegentlich in übermütigen Andeutungen gegenseitiger Körperverletzung. Trotz der enormen Aktivität zu lauter Musik wirkt das Sextett seltsam verloren.

Zu den etwas stilleren Momenten zählen ein melancholisches Lied der beiden Frauen und ein expressives Solo einer der Männer, der fast unbekleidet und kopfbedeckt von einem Schmuck gleich einer Dornenkrone sich im Rhythmus der Musik selber schlägt.

Gewalt und Züchtigung zum Zeitvertreib sollen eine zentrale Rolle gegen Ende der Performance spielen: Das Publikum wird interaktiv einbezogen. In einer fiktiven Versteigerung (auf Englisch) können Zuschauer Geld bieten, um eines der vorgeführten Idole zu mieten.

Mit einem Riemen darf es gezüchtigt werden. Bei der Offenen Probe meldet sich ein Zuschauer, der vorsichtig das Gesäß des gemieteten Tänzers peitscht.

Ein bizarres Tanzstück über Befindlichkeiten und Begierden in modernen Gesellschaften. NRW-Erstaufführung ist am 17. Oktober im Tanzhaus, Erkrather Straße 30.