Tricks, die später niemand erkennt
Die Firma Pictorion, die auch in Düsseldorf sitzt, stattet Filme mit teils verblüffenden digitalen Effekten aus.
Düsseldorf. Die Zeiten, in denen man Bildern trauen konnte, sind lange vorbei. Und auch bei den bewegten Bildern im Kino ist nichts unbedingt so, wie es scheint. Denn dank neuester Technik ist es möglich, fast alles im Computer entstehen zu lassen.
Wenn Heike Makatsch etwa im Film "Hilde" als Hildegard Knef 1966 am Flughafen in Berlin-Tempelhof steht, hat der Regisseur dort nicht wirklich alte Flugzeuge abstellen lassen, sondern sie stammen alle aus dem Computer.
Oder wenn Adrien Brody in dem oscarprämierten Werk "Der Pianist" am Klavier sitzt, spielt er nicht selbst, sondern ein anderer Musiker: Körper und Gesicht wurden erst nachträglich digital zusammengefügt.
Für solche Special Effects, aber auch für alle anderen Bereiche der Postproduktion von Kinofilmen, ist die Firma Pictorion Das Werk zuständig. In Düsseldorf, einer von sechs Sitzen in Deutschland, arbeiten 32 Mitarbeiter. Neun Auszubildende gehören dazu, die sich hier zum Kaufmann für audiovisuelle Medien oder zum Mediengestalter für Bild und Ton ausbilden lassen.
Die Firma, die an der Prinz-Georg-Straße im ehemaligen Staatsarchiv residiert, betreut neben Filmproduktionen auch viele Werbekunden.
Wie etwa bei "Hilde", in dem ein Straßenzug aus den Berliner Babelsberg Studios digital in die Ferne verlängert wurde. Für solche Effekte ist es manchmal gut, wenn Pictorion bereits beim Dreh dabei ist und mit "Green Screen" (siehe Foto) arbeiten kann.
Oder bei "Adam Resurrected", dem neuen Film von Paul Schrader mit Jeff Goldblum. Der Schauspieler musste mit beiden Augen gleichzeitig in unterschiedliche Richtungen rollen: Die deutschen Filmtüftler ließen Goldblum zweimal mit exakt der gleichen Kameraeinstellung filmen, um die beiden Filme dann übereinander zu montieren.
Mancher computererzeugte visuelle Effekt sieht nicht nur besser aus, sondern hilft den Filmleuten, Geld zu sparen. Etwa wenn in einer Szene eine große Publikumsmenge gebraucht wird. Dann filmt man die Zuschauer dreimal, einmal sitzen sie rechts, einmal in der Mitte, einmal links - und im Computer entsteht der volle Saal. Viel Erfahrung, aber auch intensive Forschung und Entwicklung sind für die Lösung kniffliger Probleme wichtig.
Für "Die Kinder der Seidenstraße" musste ein Sandwirbelsturm durchs Bild tanzen. "Das ist wie bei Flüssigkeiten eine Bewegung, die sich immer anders ergibt und die der Computer nicht allein errechnen kann", erklärt der 39-jährige Brink. Deshalb musste die Forschungsabteilung monatelange Partikelsimulationen durchführen.
Die Liste der Regisseure, die regelmäßig mit Pictorion arbeiten, ist lang: Wim Wenders hat hier seine Filme genauso postproduzieren lassen wie etwa Tom Tykwer oder Til Schweiger. Auch an dessen "Zweiohrküken" arbeitete Pictorion mit. Ab Dezember kann man sich dann von dem Ergebnis auf der Kinoleinwand überzeugen.