Uraufführung: Suche nach schöner Dissonanz
Deutsches Saxophon Ensemble spielte Werke Jürg Baurs.
Düsseldorf. Er gehört zur großen alten Garde, der 1918 in Düsseldorf geborene Komponist Jürg Baur. In einem Alter, in dem sich andere bereits ein Vierteljahrhundert im Ruhestand befinden, arbeitet und komponiert Baur unermüdlich weiter und hat schon wieder drei neue Stücke komponiert. Diese wurden nun im Palais Wittgenstein durch das brillante Deutsche Saxophon-Ensemble uraufgeführt. Mit Musik von Dvorák und Glasunow konnte das Ensemble auch an romantischen Stücken seine technisch versierte und plastische Musizierweise unter Beweis stellen.
Bei näherem Hinhören sind es nicht völlig neue Klänge, die Baur zu Papier brachte, sondern Bearbeitungen früher komponierter Werke für Saxophon-Quartett. Aber die musikalische Wirkung ist nun eine andere, und ein Saxophonquartett kann eine Erweiterung seines relativ begrenzten Repertoires nur begrüßen.
Dass Baur zu den zeitgenössischen Komponisten gehört, dessen Werke auch außerhalb der Neue-Musik-Szene Anklang finden, weil sie selten irritieren und häufig erfreuen, wird wieder deutlich in dem Stück "Rückblick", Ostinato und Trio für Saxophonquartett. Es ist eine frische, heitere Musik mit ein paar nachdenklichen Zwischentönen. Baurs musikalische Qualität gründet auch dort in einem Miteinander von Originalität und meisterlichem Kompositionshandwerk.
Uraufgeführt wurde neben dem Ostinato auch eine Reihe von Liedern für Bariton und Saxophonquartett, in deren früher entstandener Originalfassung ein Klavier den Sänger begleitet. Mit eloquenter, aber nicht übertriebener Deklamation singt der Bariton Timothy Sharp die Vertonungen von Gedichten Goethes und Kellers. Was den Liedern eigen ist, lässt sich über viele Stücke Baurs, auch die "Cinque foglie" für vier Saxophone (1986) sagen: Der Komponist wendet moderne Kompositionstechniken wie etwa Zwölftonreihen an, ohne dabei eine hermetische Klangwelt zu erzeugen. Er selbst sagte bei seiner kurzen Einführung so treffend, er sei stets "auf der Suche nach der schönen Dissonanz" gewesen.