Düsseldorfer Kultur Weltstar glänzt in fürsorglicher Rolle

Anne-Sophie Mutter und ihre Virtuosi gastierten mit Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ in der Tonhalle.

Foto: Andreas P. Mutter

„Die Kleine kann auch hier bei uns sitzen“, sagt die berühmte Geigerin Anne-Sophie Mutter kurz vor der Zugabe zu einer jungen Mutter mit Töchterchen. Die Beiden waren schon auf dem Weg nach draußen, blieben aber am Podium stehen, als klarwurde, dass doch noch was musiziert wird. Das Angebot, das hier vom Podium aus gemacht wurde, schien ihnen dann aber wohl nicht ganz geheuer, so dass das kleine Mädchen lieber bei ihrer Mama stehen blieb.

Die Szene zeigt jedenfalls Anne-Sophie Mutter von einer Seite, die im Rahmen traditioneller Klassik-Konzerte nicht unbedingt zum Ausdruck kommt: eine legere und natürliche. Beim Spielen wirkt die Geigerin oft kühl, ernst und hochkonzentriert, manchmal geradezu streng und unnahbar. Ihre eleganten Kleider, die perfekte Frisur und das makellose Geigenspiel fügen sich auf den ersten Blick zu einem statuarischen Bild. Doch im Kreise ihrer Eleven, „Mutter’s Virtuosi“, bricht das Eis konventionellerer Konzertrituale.

Anne-Sophie Mutter umarmt ihre Musiker, lächelt ihnen zu, strahlt Fürsorglichkeit aus und wirkt, ein Scherz mit dem Namen sei erlaubt: mütterlich. Ganz besonders fällt dies auf im Doppelkonzert für zwei Violinen und Orchester von Johann Sebastian Bach. Als Duo-Partner kommt zu jedem der drei Sätze ein anderes Mitglied der jungen Virtuosi nach vorne. Anne-Sophie Mutter hat beim Spielen den jeweiligen Partner scharf im Blick. Sie passt sich im Tempo dem weniger erfahrenen Musiker an, der sich frei entfalten kann.

Höhepunkt des Abends ist eine Aufführung der „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi. Die junge Anne-Sophie hat das Opus bereits 20-jährig mit dem alten Herbert von Karajan aufgenommen und gehört zu den berühmtesten Interpretinnen des Werks. Sie beherrscht ihren Part aus dem Effeff, brilliert in jeder Phrase, legt Tempo vor und entwickelt mit ihren Virtuosi, die stehend musizieren, eine mitreißende Dynamik. Zart, innig und mit feinem Schmelz zelebriert sie die langsamen Sätze, um rasante Passagen wie das Sommergewitter im 3. Satz des Konzerts „L’Estate“ umso furioser donnern und blitzen zu lassen.

Der Abend begann mit einem erst kürzlich entstandenen Nonett des Komponisten und Dirigenten André Previn (geb. 1929), mit dem die Geigerin einmal verheiratet war. Das Opus bewegt sich klanglich zwischen gemäßigter Moderne, Filmmusik und Jazz, ist melodienreich und zwischendurch sehr dynamisch und virtuos. Vom Publikum wurde dieses Eröffnungsstück freundlich aufgenommen. Nach dem Vivaldi-Konzert und der berühmten Air von Bach als Zugabe, spendeten die Besucher stehende Ovationen.