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Düsseldorf · Österreichische Künstler haben ihre Werke in einer Holz-Box nach Düsseldorf geschickt. Zu sehen sind sie im Hotel Friends am Worringer Platz.

Das Herzstück der Schau im Hotel-Keller: Eine ausgeklappte Holz-Box des Wiener Künstlers Rainer Stadlbauer.

Foto: Kunstraum Super Wien

Worringer Platz, Hotel Friends: Mitten im Keller befindet sich ein hölzernes Gebilde aus Ablageflächen, Kästen und Schubladen – übereinandergestapelt und ineianander verschachtelt. Erinnert an ein Miniatur-Modell für Bauhaus-Architektur, könnte aber auch Skulptur oder Designstück sein. Das Objekt stammt von dem Wiener Künstler Rainer Stadlbauer. Es bildet das Herzstück der Schau „Transitionen“ im Hotel Friends, das der Düsseldorfer Kunst-Kurator Wilko Austermann im Rahmen seiner Ausstellungsreihe „Antichambre“ initiiert hat. Dahinter verbirgt sich eine Kooperation mit dem Wiener Kunstraum „Super“.

Die Idee: Wiener Künstler schicken ihre Werke in einer Holz-Box nach Düsseldorf und zeigen sie im Hotel Friends, im Herbst senden dann Düsseldorfer Künstler ihre Arbeiten in dem Transport-Kasten nach Wien und präsentieren sie im „Super“. Daher der – leider spröde – Titel „Transitionen“, der den Übergang von einem Zustand in einen anderen bezeichnet.

Die Holz-Box dient als Ablage für Informations-Blätter zu den acht Kunstwerken, dient aber auch selbst als „Kunstplattform“. Wenn Marlies Pöschl ihr Video „The Pool“ auf einen Kasten projiziert: Im Blau kämpfen drei iranische Frauen in weißem Overall gegen einen unsichtbaren Gegner, während eine unhörbare Stimme von einem vergangenen geheimen Ort erzählt. Eine Anspielung auf die Unterdrückung der Frauen im Gottesstaat am Persischen Golf?

Lisa Großkopf hat 15 Digitaldrucke von Landschaftsbildern in einem schweizerischen Berggasthaus in Prättigau nebeneinandergehängt. Die Gemälde immer vor einer Holzwand, daneben stehen Wörter, die mit einer Prozentzahl versehen sind: etwa „fjord 55%“ oder  „landscape 66 %“. Großkopf hat die Gemälde abfotografiert und von Google analysieren lassen. Spannend zu sehen, wie eine künstlich intelligente Maschine die romantisch-kitschigen Bergwelten in nüchterne Mathematik übersetzt. Spannender Ansatz, nur bleibt Großkopf leider bei ihrem Rechercheergebnis stecken und überführt es nicht in eine künstlerische Idee.

Und wenn Anna Reisenbichler auf einen Klapptisch ein gefundenes Buch positioniert, das zugespickt ist mit Postkarten von Madonnen-Bildern oder Bauerngemälden des niederländisch-flämischen Malers Pieter Bruegel der Ältere, fragt sich der Betrachter schon, ob das nun alles sein soll.

Das Konzept eines Kultur-Transfers zwischen Wien und Düsseldorf ist reizvoll, doch merkt man den Arbeiten an, dass sie flüchtig entstanden und unausgereift sind.

„Transitionen“ läuft bis 4. August. Am Sonntag führt Wilko Austermann von 11-13 Uhr durch die Schau. Adresse: Worringer Straße 94-96. Der Eintritt ist frei.