Zeitgeschichte: Film über die Hauptstadt des Punkrock
Uraufführung in der Black Box: Der Film „Wecken und geweckt werden“ porträtiert Düsseldorf zur Zeit des Punk.
Düsseldorf. "1977/78 war Düsseldorf die Hauptstadt des Punkrock in Deutschland. Amtlich, offiziell. Hab ich gesagt, stimmt also auch". Gesagt hat das Peter Hein, und der Fehlfarben-Sänger gehört zu denen, die es wissen müssen, denn er war von Anfang an dabei. Im Film "Wecken und geweckt werden. 30 Jahre Punk in Düsseldorf " von Reda el Scherif(42) und Konstantin Koewius(28) kommen neben Hein zahlreiche andere Zeitzeugen zu Wort. Leute wie die Ratinger Hof-Veranstalterin Carmen Knoebel, Franz Bielmeier (Charlie’s Girls, Mittagspause), Tote-Hosen-Andi, und etliche mehr erinnern sich an die glorreichen Jahre, in denen Düsseldorf zum Zentrum einer neuen Jugendbewegung wurde. Die Filmemacher haben für ihren Film, der im Rahmen einer Diplomarbeit im Fach Medienpädagogik an der FH Düsseldorf entstand, insgesamt 29 Protagonisten der Punkszene von damals bis heute interviewt. Unzählige Originaldokumente wurden gesichtet und bearbeitet, bis daraus ein ebenso unterhaltsamer wie aufregender Film wurde, der jetzt im Filmkunstkino Black Box uraufgeführt wurde.
Die Achse Kunstakademie - Ratinger Hof war immens wichtig
Er lebt von den besonderen Persönlichkeiten und der ungeheuren Energie dieser frühen Punk-Jahre. "Das war für uns die einzige Geschichte, die sich zu erzählen lohnte", sagt Reda el Scherif. "Diese ganz besondere Situation in Düsseldorf, wo die gestandenen Künstler aus der Akademie gesagt haben, das ist gut, was ihr Punks da macht, macht das mal weiter. Das gab es nur in dieser Stadt." Auch Kurt "Pyrolator" Dahlke (Fehlfarben, DAF) betont im Film, wie wichtig "die Achse Kunstakademie-Ratinger Hof" für die besondere Kreativität der Szene war: "Die Künstler kamen in den Hof und trafen dort auf die Musiker." Auch anders als in anderen Städten war in Düsseldorf die friedliche Koexistenz von Subkulturen wie Punks, Rockabillys, Skins und Mods. Mimmis-Schlagzeuger Fabsi (51) erinnert sich: "In Düsseldorf haben wir gesagt, wir gehören zusammen. Das ist unsere Bewegung." El Scherif und Koewius haben sich nicht auf den Blick zurück beschränkt, sondern fragen auch, was vom Punk heute noch übrig ist oder, ob er zur bloßen modischen Attitüde verkommen ist. Antworten darauf geben Leute wie "Streifen-Heiner", Besitzer der ersten Punk-Boutique "Pick up", aber auch Musiker von neuen Punk-Bands wie "Sackhund" oder "Oiro". Die Regisseure El Scherif und Koewius sind sich jedenfalls einig, dass "Punk für viele immer noch eine Möglichkeit ist, ihre Gesellschaftskritik zu artikulieren." Wecken und geweckt werdenInfos Der 70-minütige Film "Wecken und geweckt werden" ist eine so genannte "No-Budget"-Produktion, die ohne öffentliche Gelder entstand. Unterstützt wurden die Regisseure Reda el Scherif und Konstantin Koewius vom Medienprojekt Wuppertal. Während der neunmonatigen Produktionszeit wurden 29 Interviews geführt.