Zweiklang: Der Wahnsinn in der Musik
Mit Schauspielerin Nina Hoger beginnt im Schumann-Saal eine neue Reihe.
Düsseldorf. Unter dem Motto „Ver-rückt“ stand das erste Konzert der neuen Reihe „Zweiklang!“ im Robert-Schumann-Saal. Künstlerisches Konzept der Serie ist die Verbindung von Konzert und Rezitation. Schauspielerin Nina Hoger, die Koloratursopranistin Frauke-Maria Thalacker und Pianist Tobias Krampen näherten sich nun dem Thema Wahnsinn auf literarische und musikalische Weise.
Zu hören gab es etwa Leonora Carringtons absurd-makabre Geschichte von der „Debütantin“, die partout nicht auf den Ball will und deswegen einen Rollentausch mit einer Hyäne vornimmt. Die aus gutbürgerlichem Hause stammende Debütantin hatte das unersättliche Raubtier mit scharfen Ausdünstungen im Zoo kennengelernt und ihm dort bereits Französisch beigebracht.
Nina Hoger, die 1979 ihr Fernsehdebüt mit dem Film „Fallstudien“ gab, wiederholt im „Tatort“ mitspielte und bereits ihr erstes Drehbuch schrieb, rezitiert lebendig, aber ohne deklamatorische Übertreibungen. Ihre souveräne und ruhige Art wirkt stärker als jede Forcierung. Sie lässt die Texte wirken und irritiert gleich zu Anfang mit rüden Worten von Daniil Charms, der die Frage stellt, ob man einem Gast Tee oder Schläge anbieten soll.
Der Abend bietet unterdessen eine Art Mischkost aus Leichtem und Schwerem. Die Sopranistin singt heiter Skurriles wie Rainer Bielfeldts Chanson „Ich bin verrückt nach jedem neuen Pianisten“, aber auch moderne und kompositorisch komplexe Gedichtvertonungen des Avantgardisten Aribert Reimann.
Mehr oder weniger im Wahn leben alle Figuren, die an diesem Abend auftauchen, ob nun Goethes Mignon in der Vertonung durch Robert Schumann oder Giacomo Meyerbeers Dinorah, die in ihrer Wahnsinnsszene aus „Le Pardon de Ploermel“ außer sich gerät.
Thalacker verfügt über ein helles und klares Timbre und wunderschönes Piano, das sie besonders subtil bei Schumann einzusetzen vermag. Famos musiziert Tobias Krampen am Flügel. Er begleitet nicht nur überaus aufmerksam, sondern kann auch in einem anspruchsvollen Solo von Charles-Valentin Alkan durch differenzierte Anschlagskultur für sich einnehmen.