Lärmbeschwerde: TV Grafenberg fürchtet um Existenz

Ein Nachbar beschwert sich über Lärm. Deshalb soll der Verein keine Mitglieder mehr aufnehmen. Nun geht er in die Offensive.

Düsseldorf. Die Telefone von Ullrich Geduldig und Uli Ditsheid stehen nicht mehr still. Immer wieder bittet jemand von der schreibenden Presse zum Interview, das Fernsehen war schon da, und zwischendurch rufen Mitglieder des eigenen oder anderer Sportvereine an und sprechen den beiden Männern Mut zu.

Seit die Vorstandsmitglieder des TV Grafenberg am Montagmorgen in einer Stellungnahme zu einem Schreiben des Sportamts das Aus ihres Vereins prophezeien, geht es an der Sulzbachstraße rund.

Seit etwa 15 Jahren streitet der Klub mit einem Nachbarn, der sich immer wieder über den Lärm auf dem Sportplatz von 1932 beschwert. Und es wird nicht besser. „Dabei sind wir ihm schon sehr entgegengekommen“, sagt Vereinsvorsitzender Ullrich Geduldig. Die Nutzung des Basketballfelds wurde zeitlich eingegrenzt, ganze Jugendmannschaften im Fußball abgemeldet. Mittlerweile dürfen Kinder nicht mehr vor 16 Uhr auf den Platz, Feste im Vereinsheim gibt es kaum noch. Und das Pfingstturnier, das sich mit mehr als 70 Mannschaften zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt hatte, wird ebenfalls nicht mehr ausgetragen. „All das war ohnehin schon ärgerlich genug für uns“, sagt Geduldig.

Umso größer war der Ärger beim TV Grafenberg, dass das Sportamt nun weitere Einschränkungen empfiehlt, um den Nachbarn zu beruhigen. In dem Schreiben, das der WZ vorliegt, geht es zunächst „nur“ um Außensprecheranlagen, motorisierte Gartengeräte und Musik im Außenbereich der Vereinsgaststätte. Doch bei „weiteren Beschwerden wegen zu lauter Lärmbelästigung“ sollten weitere Maßnahmen ergriffen werden. So empfiehlt das Sportamt, keine Mitglieder mehr aufzunehmen, die Zahl der Jugendmannschaften weiter zu reduzieren und den Sportbetrieb so zu organisieren, dass die Anlage nur noch an jedem zweiten Sonntag genutzt werden muss.

Das reichte dem Vorstand nun endgültig und machte seiner Wut Luft: „Der TVG will es nicht einfach so hinnehmen, dass seine engagierte, ehrenamtliche Arbeit derart als Lärmbelästigung und Zumutung verunglimpft wird“, heißt es in dem Schreiben. Heiße es weiter „Eigennutz vor Gemeinnutz“, drohe dem Verein an seinem 125. Geburtstag im September eine „Beerdigung erster Klasse“.

Weil Geduldig herausgefunden haben will, dass der Brief auch an andere Vereine ging, die ähnliche Probleme mit Nachbarn haben, wollen die Grafenberger mit der Stellungnahme auf ein grundsätzliches Problem aufmerksam machen. „Wir tun das nicht nur für uns, sondern für alle Sportvereine.“