Landes-Schülertheater-Treffen: Wenn Schüler auf der Bühne stehen
Das Landes-Schülertheater-Treffen „Maulhelden“ hat begonnen und steht unter dem Motto „Stört Euch!“. Fünf Schulen aus ganz NRW zeigen ihre Produktionen.
Düsseldorf. Theater hat eine magische Kraft, kann fesseln, in weit entfernte Welten entführen, kann Leid und Freud transportierend zu einer inneren Reinigung führen. Die kathartische Energie von Schauspiel entfaltet sich aber nicht nur bei dem Publikum, bei dem Betrachter. Auch diejenigen die das Theater gestalten, können durch ihr Spiel, durch ihr Zusammenwirken, viel profitieren. Auf der Bühne gewinnt man Selbstbewusstsein, kann sich — in andere Rollen schlüpfend — ausprobieren. Auch deshalb, weil Theater so viel auslösen kann, ist es essenziell, dass es auch an Schulen stattfindet, eben nicht nur passiv bei Besuchen von Aufführungen, sondern ganz aktiv in Theatergruppen.
Eine kleine — von einer Jury ausgesuchte — Auswahl dessen, was an Schulen in diese Richtung bewegt und geschaffen wird, präsentiert sich im Rahmen des Landes-Schülertheater-Treffens NRW „Maulhelden“ noch bis zum kommenden Sonntag. Das Festival, das traditionell neben dem FFT auch am Jungen Schauspielhaus und am Goethe-Gymnasium mit Produktionen aus ganz NRW das breite Spektrum des Schülertheaters beleuchtet, steht dieses Jahr unter dem markanten Motto „Stört Euch!“.
Stören ist hier als ein breit gefasster Platzhalter zu verstehen für Interaktion, Gegenwehr, Reaktion oder auch Revolte. Ein Sichauflehnen und Aufbegehren, oder auch Aufrütteln. Themen, mit denen Jugendliche in ihrem Schulalltag zwangsläufig in Berührung kommen oder Bereiche, die sich als Projektionsfläche für Fantasie eignen.
In diesem Jahr treffen sich seit Mittwoch bei dem Festival neben dem Goethe-Gymnasium, das zugleich Mit-Gastgeber ist, das Pelizaeus-Gymnasium, Paderborn, das Heinrich-Mann-Gymnasium in Köln, die Gebrüder-Grimm-Schule Rheda-Wiedenbrück und das Görres-Gymnasium an der Kö. Gleich zwei Schulen aus Düsseldorf also. Theater hat an Düsseldorfer Schulen eine gute und lange Tradition. Das Goethe mit seinem Projektkurs Q1 widmet sich dieses Jahr etwa dem Lügen. Wie sie sich in einer kleinen soziokulturellen Gemeinschaft entwickeln, wie aus kleinen Geheimnissen ein großes Gerüst aus Unwahrheiten entstehen kann.
Bei „Die Ungeborenen“ des Görres-Gymnasiums dreht sich gleichfalls alles um die Frage, wie Gruppenzugehörigkeit und Ausgrenzung auf das Individuum wirken.
Der Literaturkurs KIS des Pelizaeus-Gymnasium inszeniert Martin Crimps „Angriffe auf Anne“. In dem Anne jedoch nicht real vorkommt, lediglich als Projektionsfläche in einer „hyperrealen Welt“ fungiert. Das Grimm-Gymnasium wiederum widmet sich in seiner szenischen Collage „Türen“ wieder Geheimnissen, nämlich denen der eigenen Schule. Diese können skurril sein, emotionsgeladen oder einfach nur alltäglicher Realität entlehnt. Vereinsamung und Ausgrenzung „in einer leistungsorientierten Wettbewerbsgesellschaft“ thematisiert das Heinrich-Mann-Gymnasium in seiner freien Adaption von Kafkas „Die Verwandlung“. Das Festival wurde am Mittwoch am Goethe mit dem Stück „GNULDNAWAREV“ der dortigen Theater AG 6 — bei dem es um die vielfältigen Arten von Verwandlung geht — eröffnet und dauert bis Sonntag.