Lebenshilfe bis zur Endstation
Nun hat auch die Uni-Klinik eine Palliativstation, auf der bis zu acht unheilbar kranke Patienten umfassend betreut werden.
Düsseldorf. Fast zwei Wochen lang hat Kent Steinbach praktisch in der MNR-Klinik der Uni gewohnt. Hier hat er im Spätsommer 2010 das Sterben seiner Freundin begleitet, Tag und Nacht. Über 18 Jahre waren die beiden ein Paar. Das Abschiednehmen, das Wissen um das unabwendbare Schicksal, haben ihn entsprechend schwer mitgenommen. Am Freitag ist Kent Steinbach wieder in die MNR-Klinik gekommen, ins Untergeschoss, wo die neue Palliativstation eröffnet wurde — um zu erzählen, wie gut seine Freundin, er und alle anderen Angehörigen betreut worden sind: „Das war unglaublich menschlich, wir hätten uns eine solche Zuwendung in einer derart großen Klinik gar nicht vorstellen können“, sagt er.
Bislang lagen die unheilbar kranken Patienten der Uni-Klinik auf den normalen Stationen, wurden gleichwohl schon seit über einem Jahr vom palliativen Konsildienst in Teams professionell begleitet. Und doch bietet die neue Station ganz andere Möglichkeiten. „Die Behandlungssituation ist in vielen Fällen eben sehr komplex, schwierig und sehr belastend. Hier stört nichts und lenkt nichts ab“, sagt Oberärztin Andrea Schmitz, die Leiterin des Zentrums für Palliativmedizin.
Konkret geht es meist um die Linderung starker Schmerzen, von Atemnot, Übelkeit und nicht zuletzt von Angstzuständen. „Jeder Mensch erlebt seine Erkrankung und den Weg des Sterbens anders. Wir wollen immer seine Autonomie achten“, sagt Stationsschwester Christa Stillger. Also bestimmt nicht Krankenhaus-Routine hier den Tagesablauf, sondern immer der Patient mit seinen Bedürfnissen.
Ein Sterbe-Hospiz sei die Station aber nicht, „wir tun alles dafür, dass die Patienten möglichst schnell wieder nach Hause zurück können“, sagt Ärztin Schmitz. Tatsächlich hat jeder Schwerstkranke seit vier Jahren einen Rechtsanspruch darauf, zu Hause unter palliativmedizinischer Begleitung zu sterben. Doch faktisch kann in Zeiten der Sparmedizin davon oft keine Rede sein.
Und so ist der Tod auf der Palliativstation natürlich allgegenwärtig: „Hier werden 150 bis 200 Menschen im Jahr sterben“, sagt Oberarzt Christian Schulz. Eine massive Belastung auch für Ärzte und Pflegepersonal. Schulz: „Wir schauen genau hin, ob und wie alle damit klarkommen. Ganz wichtig ist, dass wir alle zusammenarbeiten, dafür haben wir ein Jahr Teambuilding hinter uns.“
Am Montag kommen die ersten fünf Patienten auf die — für ein Krankenhaus — ausnehmend schön eingerichtete Station. Drei Millionen Euro hat sie gekostet, finanziert aus dem Konjunkturpaket II des Bundes.
Edler Parkettboden, hochwertiges Mobiliar (die Betten sind per Knopfdruck extrem beweglich) und vor allem ein ausgeklügeltes Lichtkonzept beeindrucken. Es gibt nirgendwo direkte, blendende Beleuchtung. Und nachts brennt ein Speziallicht, bei dem man gut schlafen kann — damit Patienten sich zurechtfinden, wenn sie aufwachen.
Zudem gibt es Therapieräume, ein Begegnungszimmer, aber auch einen Raum der Stille und ein Abschiedszimmer im Sterbefall — eingerichtet auf alle Glaubensrichtungen. Aus dem kann man auf einen kleinen, abgeschirmten Platz unter freiem Himmel treten — wenn man einfach frische Luft benötigt.