Lebensmittel: Ekel-Gastro - 141 Bußgelder
Quote der Hygienemängel ist exorbitant hoch. 36 Betriebe wurden 2010 geschlossen.
Düsseldorf. Schimmelnde Lebensmittel oder Kakerlaken in der Küche: Jahr für Jahr erzeugt der Bericht der Verbraucherschützer Ekel. Doch die Lage bessert sich nicht, ordentliche Hygiene in Gastronomie und Handel sind weiterhin keineswegs Standard.
Das zeigen die Zahlen, die Dezernentin Helga Stulgies am Donnerstag im Umweltausschuss auf Anfrage von CDU und FDP vorlegte: Bei 4176 Betriebskontrollen (davon 2271 in der Gastronomie) wurden in 2472 Fällen Mängel festgestellt, was einer Quote von 59 Prozent entspricht. Rechnet man noch die gezielten Nachkontrollen heraus, berücksichtigt also nur erstmals festgestellte Mängel, liegt die Quote gar bei fast 83 Prozent!
Zum größten Teil finden die Kontrolleure Hygiene- (79,5 %) und/oder bauliche Mängel (52,4 %). Allerdings handelt es sich in der Mehrzahl um nicht sehr gravierende Mängel. Die Quote der wirklich geahndeten Verstöße gegen Lebensmittelvorschriften liegt in Düsseldorf bei 21 Prozent (Bundesschnitt: 24 Prozent). Gleichwohl wurden 2010 immerhin 36 vorübergehende Betriebsschließungen angeordnet. Strittig bleibt, wie die Sauberkeit in den Küchen verbessert werden kann.
Dass die von der Politik oft gewünschten Schulungen kein Allheilmittel sind, betonte Klaus Meyer, der Leiter des Amtes für Verbraucherschutz: „Man kann sie nicht einfach anordnen, außerdem fehlen verbindliche Standards — auch für die Schulenden.“ Er sieht das Grundproblem woanders: „Hygiene kostet die Betreiber Zeit und Geld — bei beidem sparen manche gerne.“
Erschwerend hinzu kommt, dass auch der Gesetzgeber die Zügel lockerer lässt. Zu Zeiten der Hackfleischverordnung sollte der Konsument mit dem „Frikadellen-Führerschein“ (vierstündiges Seminar zum Umgang mit schnell verderblicher Ware) wenigstens vor „gröbsten Straftaten“ (Meyer) bewahrt werden. Inzwischen müssen selbst dieses bescheidene Testat nur Wirte vorlegen, die auch Alkohol ausschenken — was zum Beispiel viele Schnellimbisse nicht tun.
Vom etwa in Berlin praktizierten Internetpranger für Ekel-Läden hält die Stadt aber nach wie vor nicht viel. Meyer: „Das Problem ist, dass man trotz starker Verbesserungen nicht so leicht vom Pranger verschwindet, wie man an ihn gekommen ist.“