„Letzter Sargnagel für die Wirte“

Über Einbußen von bis zu 40 Prozent klagen manche Wirte, wie eine WZ-Recherche in Düsseldorf ergibt.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Düsseldorfer Wirte kämpfen auch acht Monate nach Einführung des Rauchverbots ums Überleben. Insbesondere in den Eckkneipen sind die Umsatzeinbußen oft so hoch, dass offenbar ein schleichendes Siechtum eingesetzt hat.

„Im Bezirk haben schon ein bis zwei Kneipen zugemacht“, berichtet David Wolf, Wirt der Gaststätte „Zum Lang“ an der Florastraße in Unterbilk. Möglicherweise führe das Kneipensterben dazu, dass sich deren Gäste ein anderes Lokal suchen, hofft er. Gespürt habe er das aber noch nicht. Er selbst habe seit dem Rauchverbot Umsatzrückgänge zwischen 20 und 30 Prozent. „Es ist knapp an der Grenze des Auskommens.“

Laut Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) klagten 54 Prozent der Kneipen in Düsseldorf über Einbußen. Bei knapp einem Drittel der Kneipen lägen die Rückgänge der Umsätze sogar über 30 Prozent. Auch in der Kneipe „Zur Alten Apotheke“ an der Bücherstraße in Urdenbach ist das der Fall, sagt Nadine Marowski, Ehefrau von Inhaber Andreas Schlesinger. Sogar finanzielle Defizite von bis zu 40 Prozent seien die negative Spitze gewesen. Nun kämpfe die Rockkneipe um neue Gäste. Und tatsächliche gebe es auch positive Signale. Marowski: „Wir haben einen Nichtraucher-Stammtisch dazugewonnen, mit fünf bis acht Gästen. Die kommen jeden Tag und freuen sich, dass nicht mehr geraucht wird.“

Dass Nichtraucher allein das Geschäft retten können, glauben andere Kneipeninhaber nicht. Wirtin Milena Knoppan vom „Monopoly“ an der Kreuzstraße in der Stadtmitte: „Bei mir sind keine Nichtraucher dazugekommen.“ Vielmehr bemängelten ihre alten Stammkunden und die Laufkundschaft in der kleinen Kneipe jetzt die Atmosphäre: „Die Gemütlichkeit ist weg“, sagt die 65-Jährige. Die Folge: 20 Prozent Umsatzeinbußen.

Notwendige Investitionen blieben auf der Strecke — etwa für eine Abzugsanlage oder einen Fußball-Bezahlsender. „Das könnte etwas bringen, aber in meiner Situation kann ich nicht noch zusätzliches Geld ausgeben.“

Tatsächlich ist dies aber aus Sicht des Dehoga notwendig — und war es schon vor dem Verbot. Auch, weil sich die Verhaltensweisen der Menschen geändert hätten. Sprecher Thorsten Hellwig: „Das Rauchverbot ist für viele Wirte nur der letzte Sargdeckel.“ Eins der Opfer: Die Kneipe „Im Filou“ an der Mettmanner Straße gab zum Jahresende auf.