Düsseldorf Libeskind-Bauten werden immer grüner

Die Bepflanzung in den Fassadeneinschnitten des Kö-Bogens sieht längst nicht mehr kümmerlich aus, sondern wächst mittlerweile fast so üppig wie geplant.

Düsseldorf. Es ist ruhig geworden um den meist diskutierten Neubau der Innenstadt. Zog die Begrünung der Libeskind-Bauten in den vergangenen Jahren massive Kritik auf sich, rückte zuletzt der zweite Teil des Kö-Bogen-Projekts mit den Ingenhoven-Bauten am Gründgens-Platz in den Fokus. Einen Grund dafür liefern die Libeskind-Bauten auf dem ehemaligen Jan-Wellem-Platz selbst. Denn seit diesem Sommer springt deutlich ins Auge: Die die Nachbarschaft zum Hofgarten symbolisierende Bepflanzung sieht längst nicht mehr kümmerlich aus, im Gegenteil.

In den „Cuts“ — wie die scharfkantigen Aussparungen in der Fassade genannt werden — sprießen Bäume, Sträucher und Gräser in üppiger Vielfalt — wenn auch nicht so dschungelartig wie auf den vorher gezeigten Simulationen.

„Die Pflanzen haben in diesem Frühjahr einen deutlichen Schub gemacht“, sagt Landschaftsarchitekt Sebastian Fürst. Ein Flieder stößt bereits an die Decke, eine Glanzmispel hat sich laut Fürst im Laufe der Zeit sogar verzehnfacht, ein Winterjasmin hängt gegenüber des Parkhotels fast auf eine Eingangstür herunter. An einigen Stellen hätten die Gärtner deshalb schon massiv rausschneiden müssen.

Andere Pflanzen taten sich in den vergangenen Monaten und Jahren schwerer in der unwirtlichen Umgebung. Eine Kissen-Eibe wurde etwa ausgetauscht, der Rote Hartriegel muss noch besser Fuß fassen und die über die obere Gebäude-Kante des Hauses Hofgarten (mit Breuninger) hinausragen und somit voll im Wind stehende Felsenbirne hat bislang nur kleine Blätter. An einen Austausch denkt Fürst aber nicht: „Je länger die Felsenbirne an dieser exponierten Stelle steht, desto besser passt sie sich an die Umgebung an.“ Einen halben Meter sei sie schon gewachsen.

Fürst hatte von Anfang an darauf hingewiesen, dass es bis zu drei Jahre dauern würde, bis das Konzept — erste Bepflanzung im September 2013 — vollständig umgesetzt sei. Je nach Pflanze und „Cut“ sei man nun bei 80 bis 100 Prozent angekommen.

Fürst wählt einen drastischen Vergleich: „Erst haben wir den Pflanzen den Hals durchgeschnitten und hier dann an den Tropf gehängt. Das ist ein wenig wie auf der Intensivstation.“

Zunächst musste die richtige Einstellung für die automatische Düngung und Bewässerung gefunden werden. „Wir haben bislang etwa 30 Anpassungen vorgenommen. Und die werden auch in Zukunft immer mal wieder nötig sein, da sich Pflanzen ihr ganzes Leben lang verändern. Außerdem machen wir hier ja etwas, wofür es kein Vorbild gibt.“

Wenig Verständnis hatte Fürst in diesem Zusammenhang für die massive Kritik an der Bepflanzung. „Vor allem, weil sie teilweise unqualifiziert war.“ Es sei in den Vorgaben von Architekt Daniel Libeskind nie um Masse gegangen — wie das die Simulationen nahelegen. „Es ging vielmehr um möglichst große Vielfalt, die sich gut entwickeln soll.“

Die Simulationen dienten laut Sebastian Fürst zudem der Visualisierung des Gesamtprojektes und nicht des Pflanzkonzeptes.