Lörick Bürger sammeln Ideen für eine ehemalige Kirche
Düsseldorf · Die evangelische Gemeinde lud zum ersten Ideenmarkt für die Nachnutzung des Areals an der Hansaallee.
Die Philippuskirche als Konzert- oder Sporthalle, der Kirchturm als Klettergerüst, das Areal an der Hansaallee 300 als ein neues Lörick-Karree? Alles war möglich beim ersten Ideenmarkt für die entwidmete Kirche in Lörick. Viele Neugierige nahmen am Samstag die Gelegenheit wahr, ihre Vorstellungen einzubringen. Ob die Gemeinde, die seit knapp 20 Jahren an der Umnutzung ihrer Immobilie herumdoktert, durch dieses Moderationsverfahren schlauer geworden ist, muss sich zeigen. Bis zum 3. Juli können weitere Ideen eingereicht werden.
In der Vergangenheit waren die Löricker an diversen kirchlichen und stadtplanerischen Vorgaben sowie an eigenen Finanzierungsmöglichkeiten gescheitert. Nachdem der damalige Planungsdezernent Gregor Bonin der Gemeinde ihre Erstlingspläne um die Löffel gehauen hatte, war die jetzige Planungsbehörde hilfsbereiter. Sie empfahl für den Prozess von Umnutzung oder Neubau die Bochumer Firma Stadtguut. Diese Stadtplaner wiederum stellten für das nachfolgende Werkstattverfahren vier von fünf Planungsteams bereit, die vorrangig aus dem Ruhrpott stammen. Ein fünftes Team will sich die Gemeinde selbst aus der unmittelbaren Umgebung holen.
Die Chefin von Stadtguut, Yasemin Utku, baute mit ihren Mitarbeitern Klötzchen auf, stellte Fähnchen und Zettel bereit und bereitete den Besuchern ein kindliches Vergnügen, wie vor Weihnachten die tollsten Wünsche zu äußern. Die Stadtplaner hatten die Vorschläge vorsortiert. Die Besucher sollten sich zu den Themen Städtebau, Freiraum, kirchliche und soziale Nutzung äußern.
Schon in der ersten Hälfte der vierstündigen Veranstaltung hagelte es Ideen von der Kleiderkammer bis zum Töpferkreis. Die Besucher hatten sich fest vorgenommen, bloß keine weiteren Heine-Gärten wie auf der gegenüberliegenden Straßenseite zuzulassen. Sie sahen das Gelände von rund 7000 Quadratmetern als „ihr“ Areal an. Der Wunsch soll denn auch erfüllt werden. Die Gemeinde will nicht wie in Rath den Investoren und der Caritas die Freude bereiten, eine große Immobilie gewinnbringend zu entwickeln. Sie braucht die Erträge selbst, um das kirchliche Leben für die Zukunft sicherzustellen.
„Wir machen einige Vorgaben“, so Presbyter Gordon Spitzer als Projektleiter der Gemeinde: „Wir wollen die Kita auf vier Gruppen erweitern. Und es müssen Gemeinderäume vorgehalten werden. Bei allem anderen sind wir erst einmal offen. Wenn es ginge, würden wir gern die Kirche als Hülle, als Gebäude erhalten, mit einer Umnutzung. Es kann aber am Ende auch sein, dass es wirtschaftlich nicht vertretbar ist. Oder wir haben kein Konzept dafür, um das Gebäude nachhaltig zu nutzen, so dass sie möglicherweise weg kommt.“
Ein klares Votum für eine der Alternativen brachte die Veranstaltung nicht. Die einen stimmten für den Abriss, die anderen für die Umnutzung in eine doppelstöckige Kita. Klarer waren die Vorstellungen bei der Art der Wohnnutzung. Die Wünsche tendierten zu einem sozial-orientierten, preisgünstigen Wohnen, bei dem die gegenwärtige Bevölkerungsstruktur erhalten bleibt. Genossenschaftliches Wohnen wird favorisiert.
Originell sind die Ideen für die Freiraumnutzung, denn sie beziehen sich auch auf den Außenraum. Derzeit gibt es neben einer Wiese einen Wochenmarkt, wobei die schweren Laster zuweilen auch gegen den Bürgersteig rammen. „Zukünftig muss das nicht unbedingt so bleiben“, erklärt Yasemin Utku, „die Stadt erlaubt uns, über ihren Vorplatz gleichfalls nachzudenken.“
Nun will man mit dem Planen nicht von vorn anfangen und einen neuen B-Plan schaffen, was drei Jahre dauern würde. Es wird ein „qualitätssicherndes Verfahren“ geben, so Gordon Spitzer, „mit Werkstattverfahren und Architektenwettbewerb“. Man darf gespannt sein, ob die Gemeinde ihrerseits ein wirklich kreatives Büro ins Team aufnimmt, das das Zentrum des Architekten Hans Junghanns in die Zukunft überführt.