Monheim „Sojus 7“ erprobt neue Radio-Ideen

Monheim. · Die Kulturfabrik produziert auch während Umbau und Corona: Online-Konzerte, Partnerstadt-Grüße und Radiosendungen.

Blick in die Produktionsräume für das Sojus-Projekt „Video Rakete“.

Foto: RP/Adrian Breuer

(gut) Obwohl derzeit wegen Umbau geschlossen und durch die Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen in seinem Wirken eingeschränkt, ist das „Sojus 7“ derzeit auf den unterschiedlichsten Kanälen aktiv. So gab es am Samstag ein sogenanntes Geisterkonzert. Ohne Live-Publikum, nur online. Es wurde in der Reihe „Video Rakete“ auf dem Youtube-Kanal des soziokulturellen Zentrums gesendet.

Ebenfalls auf Youtube hat das „Sojus 7“ eine Videobotschaft an Atasehir (Großraum Istanbul), die türkische Partnerstadt Monheims, eingestellt. Seit vorvergangener Woche ist zudem die Dependance am Ernst-Reuter-Platz, der „Goldene Hans“, wieder für Publikum geöffnet. Und auch der Radiosender „Radio Rakete“ (Link siehe unten) sendet ein Programm aus Musik, Talkrunden und sogar einer eigenen Hörspielproduktion.

„Es ist großartig, was dieses Team auf die Beine stellt! Umbau, Corona – so viele Veränderungen und Unwägbarkeiten! Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass das, was die Menschen, die hier wirken, sich ausdenken, immer noch kreativer, verrückter und toller wird,“ sagt der Leiter des „Sojus 7“, Christian Kaindl.

Am 2. Mai veranstaltete das Sojus zum ersten Mal ein Konzert in der Monheimer Musikschule mit einer Band und einem großen Licht- und Tontechnikaufgebot – jedoch ohne Publikum. Das Konzert bildete den Auftakt der Reihe „Video Rakete“. Zwei weitere in anderen Monheimer Sälen folgten, knapp 2500 Menschen haben die Videos laut Kaindl seither im Internet angeschaut. „Diese Zahlen übertreffen völlig unsere Erwartungen“, freut sich Adrian Breuer, gemeinsam mit Mike Beck zuständig für Planung und technische Umsetzung der Live-Stream-Konzerte.

Grußbotschaft verschiedener Musiker und Band für Atasehir

Online ist auch die an die Bewohner von Atasehir gerichtete Grußbotschaft verschiedener Musiker und Bands aus dem Umfeld des „Sojus 7“. Übersetzt hat die verschiedenen Nachrichten Engin Altinova, einer der Koordinatoren der Städtepartnerschaft. Die Botschaft ist bei Youtube zu finden. Ein kleiner Trost für die Corona-bedingte Absage des „Draußen-Tanzen-Festivals“, das im Mai auf der Monheimer Freilichtbühne stattfinden sollte, und an dem auch Musiker aus Atasehir und der polnischen Partnerstadt Malbork (Marienburg) teilnehmen sollten. Danach wäre eine Delegation des „Sojus 7“ in die Türkei geflogen. Annika Raue berichtet, wie sehr sich das Team auf die Begegnung und die anschließende Reise gefreut hat.

„Und so kamen wir auf die Idee, wenigstens liebe Grüße rüberzuschicken und damit unsere Verbundenheit auszudrücken“, sagt Raue, die derzeit im „Sojus 7“ eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau macht. Seit die Kontaktbeschränkungen herrschen, produziert die Kulturfabrik indes nicht nur Videos, sondern auch ein reines Hör-Programm: Mit „Radio Rakete“ hat es der Stadt Monheim bereits Ende März einen eigenen Sender beschert.

Das Programm ist ausschließlich online zu hören. Sogar eine eigene App ist verfügbar. Ein Wochen-Highlight ist die Sendung „Mut am Mittwoch“ (20 bis 21.30 Uhr), in der eine jedes Mal neu zusammengesetzte Runde ein Thema diskutiert, das gesellschaftlich unter den Nägeln brennt. Zuletzt: das Internet, seine Macher und seine Informationsflut. Mit dabei waren der Verein „Freifunk im Neanderland“ und die Essener Zweigstelle des „Chaos Computer Clubs“.

„Generell kann theoretisch jede und jeder bei ,Radio Rakete’ mitmischen, das ist wie im ,Sojus 7’ selbst auch“, erläutert Kaindl die Funktionsweise des Senders. „Alle, die Lust oder eine Idee haben, brauchen nur an uns heranzutreten und zu erzählen, wie die Sendung aussehen soll.“ Mittlerweile ist das sogar wieder über ein reales Treffen möglich, etwa im „Goldenen Hans“. Die Anfang Februar eröffnete und liebevoll von ehrenamtlichen Helfern gestaltete Zweigstelle des „Sojus 7“ ist jetzt wieder montags bis samstags von 14 bis mindestens 22 Uhr sowie sonntags bis 20 Uhr geöffnet.

(gut)