Langenfeld/Monheim Corona erschwert Schwimmenlernen
Langenfeld/Monheim · Monatelang kein Schwimmunterricht in Schulen und Bädern – Kursleiter blicken mit Sorge auf den Badesommer.
. Die Corona-Pandemie hat den Start der Freibadsaison verzögert, aber nicht verhindert. In vielen Schwimmbädern und Badeseen ist endlich wieder Gelegenheit, dem Drang nachzugeben, zu schwimmen und zu planschen, zu toben und unter freiem Himmel ein paar erfrischende Bahnen zu ziehen. Für Kinder wiederum ist der Frühsommer – eigentlich – genau der richtige Zeitpunkt, um den Eltern zu zeigen, was man in den vergangenen Monaten im Hallenbad gelernt hat. Das indes fällt in diesem Jahr flach: Wegen der Pandemie sind die Schwimmkurse seit März ebenso ausgefallen wie viele andere Aktivitäten des öffentlichen Lebens.
„Anfang Februar sind wir gestartet, Mitte März war es dann schon wieder vorbei“, berichtet Martina Jülicher, die beim Schwimmverein (SV) Langenfeld die Kinderkurse leitet. Die dauern normalerweise so lange wie ein Schulhalbjahr – und vermitteln dem Nachwuchs ab einem Alter von etwa viereinhalb Jahren die Basis des Schwimmens. Fortgesetzt werden die Kurse nun frühestens nach den Sommerferien – und da ansetzen, wo sie wegen Corona abrupt aufhörten.
„Im Lehrschwimmbecken können wir keinen Abstand halten, da trennt uns nur das Schwimmbrett“, nennt Jülicher eine Herausforderung. Rund ein Dutzend Kinder pro Gruppe nehmen an den Kursen normalerweise teil. „Die Nachfrage ist sehr groß“, betont die Schwimmlehrerin.
Welche Folgen der monatelange Ausfall der jeweils 40-minütigen Einheiten für die Kinder hat – ob er wegen mangelnder Schwimmfähigkeit womöglich sogar gefährlich ist – sei natürlich nicht pauschal zu beantworten, sagt die Kursleiterin, die als jaherlange Freibad-Aufsicht reichlich Gelegenheit hatte, den Umgang von Eltern mit ihren Kindern zu beobachten. Ein abgebrochener Kurs könne aber eine trügerische Sicherheit vermitteln: „Manche Eltern denken dann, ihr Kind könne ja schon so einiges, und unterbinden leichtsinniges Verhalten nicht“, befürchtet Jülicher. Vor allem Jungen falle es oft nicht leicht, sich Schwächen einzugestehen.
Dabei hatten Experten schon lange vor Corona vor Defiziten gewarnt. So sind nach einer Studie aus dem Jahr 2017 sechs von zehn Zehnjährigen in Deutschland keine sicheren Schwimmer. Der Anteil der Kinder, die bis zum Eintritt in die Grundschule generell schwimmen können, varriiert naturgemäß von Ort zu Ort. „Bei uns sind es etwa drei Viertel der Kinder“, sagt Jülicher über Langenfeld.
Das ist eine vergleichsweise gute Zahl, etwa im Vergleich zu Monheim. Zirka 30 bis 50 Prozent seiner Schüler könnten vor dem Beginn des schulischen Schwimmunterrichts nicht schwimmen, sagt Achim Nöhles, Leiter der Grundschule am Lerchenweg. Und: „Dieser Anteil wächst.“ Eine ähnliche Aussage gibt es von der Astrid-Lindgren-Schule in Monheim: Dort lernen Schüler der dritten und vierten Klasse jahrgangsübergreifend. Die Leistungs-Schere sei groß: Auch hier könne die Hälfte der neuen Schüler nicht schwimmen, während man bei anderen nur noch den Feinschliff vornehmen müsse, heißt es aus der Grundschule an der Krischerstraße.
Die Anzahl der gar nicht an Wasser gewöhnten Kinder steige ebenfalls. Wie gering der Lernzuwachs in diesem Jahr war, zeigt die simple Zahl der ausgefallenen Stunden: 19 Wochen lang wären die Kinder mit ihren Lehrern ins Schwimmbad gefahren. Nur sechs Termine fanden statt – gerade einmal Zeit, um ein bisschen an der „Schwimmbadroutine“ zu arbeiten. Zumal die reine Wasserzeit während des Unterrichts mit etwa 45 Minuten ohnehin überschaubar ist. Wie es mit dem Schwimmunterricht im kommenden Schuljahr konkret weitergeht, ist nicht klar. Gefragt sind in jedem Fall die Eltern: Sie müssen beim Besuch von Freibad oder Badesee besonders auf ihren Nachwuchs achtgeben.
Und dranbleiben am Schwimmenlernen: „Normalerweise“, sagt Kursleiterin Martina Jülicher, „liegt das perfekte Einstiegsalter zwischen fünf und fünfeinhalb Jahren.“