Düsseldorf Aufbauarbeiten in der Messe: Ein „Hexenkessel“ für die Tischtennis-WM
In Messehalle 6 wird gerade eine elf Meter hohe Tribüne gebaut. Am Freitag kommen sie Spieler an.
Düsseldorf. Ton- und Lichtanlagen hängen schon an der 26 Meter hohen Decke, ansonsten gleicht das Innere der Messehalle 6 aber noch einer Großbaustelle. Entsprechend laut ist es: Gerüstbauer hämmern Bolzen in die Stahlstangen, Gabelstapler bringen immer neue Bauteile in die Halle. Mit Seilen gesichert, klettern die Arbeiter zwischen den grauen Stangen umher — wie Spinnen in einem gigantischen Netz.
Seit einer Woche entsteht in der Messehalle die Kulisse für die Tischtennis-Weltmeisterschaft vom 29. Mai bis zum 5. Juni. Herzstück ist der „Hexenkessel“, die große, elf Meter hohe Tribüne, die am Ende 8000 Besuchern Platz bieten soll. 500 Tonnen wird das Bauwerk wiegen, auf 28 Sattelzügen wurden die Einzelteile dafür in die Halle gekarrt. Eine logistische Meisterleistung für die Organisatoren von Düsseldorf Congress Sport und Event (DCSE).
Bis die Bauarbeiten beginnen konnten, ist mehr als ein Jahr vergangenen, in dem die Organisatoren verschiedene Tribünen in ganz Deutschland besichtigt haben — um am Ende aus vielen einzelnen Elementen das passende Bauwerk für die Düsseldorfer Messehallen zusammenzustellen. Vor spezielle Herausforderungen habe die Organisatoren auch die Lichttechnik gestellt: „Wir haben viele Stunden damit verbracht, einfach mit einem Tisch in der leeren Halle und mit verschiedenen Lampen zu testen, wie der Einfallwinkel des Lichts ist und wie er den Spieler beim Turnier beeinflusst“, sagt DCSE-Geschäftsführer Martin Ammermann.
Genau zehn Tage haben die Gerüstbauer und die anderen Handwerker Zeit, um die einst leere Halle in eine Sportarena zu verwandeln. Am Freitagmorgen stehen dann Bauamt, Tüv und Statiker vor der Tür, um die Endabnahme zu erledigen. Noch am selben Tag sollen dann die Sportler einen ersten Blick in den „Hexenkessel“ werfen können. Danach soll das Training Fahrt aufnehmen, bevor am 29. Mai die ersten Qualifikationsspiele starten. Zwei Drittel der Tribüne waren beim Pressetermin am Montagnachmittag bereits fertiggestellt. Gerade erst begonnen haben die Arbeiter aber mit der Verlegung des Spielbodens. Erste Spanplatten wurden dafür auf dem unebenen Steinfußboden der Messehalle verlegt. Darüber soll eine Schaumstoffschicht aufgetragen werden, auf die wieder eine PVC-Decke kommt. „So sollen alle Unebenheiten im Boden beseitigt werden“, sagt DCSE-Prokurist Markus Dehmut. Vier Tischtennis-Platten sollen am Ende gleichzeitig bespielt werden.
Besonders soll die Atmosphäre im Inneren des „Hexenkessels“ sein: „Die Spieler kommen durch einen längeren Gang auf das Spielfeld und schauen dann auf die vollen Ränge. Da Tischtennisspieler nicht so berühmt sind wie ihre Kollegen aus dem Fußball, wird das den einen oder anderen sicher umhauen“, sagt Dehmut.
Rings um die Tribüne, die am Ende noch schwarz getüncht werden soll, herum entstehen Aufenthaltsbereiche für die Spieler, eine Zone, in der sich Medienvertreter aufhalten und in der sie nach den Spielen Interviews mit den Sportlern führen können. Außerdem ein großer Messebereich, in dem sich Unternehmen präsentieren wollen.
Halle 6 ist zwar Haupt-Angelpunkt der WM, aber auch in den umliegenden Hallen wird das Großereignis stattfinden. Insgesamt stehen dafür 50.000 Quadratmeter mit 64 Tischtennisplatten zur Verfügung. So wird in Halle 5 noch eine zweite Tribüne gebaut, die allerdings wesentlich kleiner ist und „nur“ 2000 Besuchern Platz bieten wird. In Halle 7 entsteht eine Trainingssportstätte. „Insgesamt haben wir somit dieses Jahr die größte Hallensportveranstaltung der Welt in Düsseldorf zu Gast“, sagt Martin Ammermann.
Erwartet werden zu dem sportlichen Großevent rund 55.000 Tischtennis-Fans, die die WM live in den Messehallen verfolgen. Das sei aber nichts im Vergleich zur medialen Verbreitung der Veranstaltung, sagt Geschäftsführer Martin Ammermann. In Zahlen bedeutet das: 50 Kamerateams seien bereits akkreditiert, in 90 Länder wird das Turnier übertragen, allein in China sollen bis zu 190 Millionen Menschen vor den Fernsehern ihren Sporthelden zusehen. „Das sind ganz andere Größenordnungen als hier vor Ort.“