Basketball: Teilzeit-Giganten sind diesmal glücklos

Düsseldorf Giants verlieren 71:72 gegen Ulm – weil eine Aufholjagd nicht immer glücklich endet. Spannung bis zum letzten Wurf.

Düsseldorf. Seine Position ist gut, der Wurf ist vielversprechend, doch Brendan Winters muss zusehen, wie sein Ball, den er so couragiert auf den Weg gebracht hat, vom Ring zurückspringt. Die 2.050 Zuschauer stehen auf ihren Plätzen, halten den Atem an.

Den Rebound holt sich TJ Carter, auch er wirft - und trifft doch nicht. Die Schlusssirene dröhnt durch die Mehrzweckhalle in Reisholz, und sie übertönt alle Hoffnungen der Düsseldorfer Giants, dieses verrückte Spiel mit einem Sieg - es wäre der dritte im dritten Spiel gewesen - zu beenden. Und so verlieren die Düsseldorfer mit 71:72 (21:30, 18:22, 21:12, 11:8) gegen ratiopharm Ulm.

"Für die Zuschauer war es ein sensationelles Spiel. Diese beiden Mannschaften haben tolles Basketball gespielt", sagte Ulms Trainer Mike Taylor und verteilte artig Komplimente an den großzügigen Gastgeber. "Ich liebe die Art Düsseldorfs, Basketball zu spielen - mit diesen vielen kleinen und wendigen Spielern." Im Gefühl des Sieges lässt sich herrlich gönnen.

Achim Kuczmann kommentierte indes eine bittere Niederlage, aber der Trainer der Giants gab sich spürbar Mühe, seine Enttäuschung nicht zu sehr zum Ausdruck zu bringen. "Es war der dritte Spieltag, wir haben noch 31 vor uns. Es gibt noch was zu tun", so Trainer Kuczmann.

Das Spiel gegen Ulm hatte ihm gleichwohl einige neue Erkenntnisse geliefert: Ganz sicher die, dass er eine charakterstarke Mannschaft trainiert, die kein Spiel abschenkt. "Ich bin begeistert von meiner Mannschaft. Sie kommt zurück, weil sie zusammenhält", sagt Kuczmann, was nach so kurzer Zeit für eine neu zusammengewürfelte Auswahl, die noch dazu ein neues Zuhause hat, ein wertvolles Urteil ist.

Gegen Köln gelang das eindrucksvoll, in Bremerhaven erneut. Und auch gegen Ulm betrug der Vorsprung der Gäste in der Spitze 19Punkte (33:52 kurz vor der Pause), ehe die Giants ihre inzwischen weithin bekannte Aufholjagd starteten.

"Wir können nicht immer zur Pause mit 20 Punkten zurück liegen und dann erwarten, dass wir das immer drehen", sagte der Amerikaner Matt Lottich nach dem Spiel. Es war der Tenor, der sich durch die gesamte Mannschaft zog. Wie schon gegen Köln waren die Giants bis zur Pause viel zu wenig aggressiv in der Verteidigung, die Ulmer hingegen spielten beeindruckend und treffsicher.

"Wenn die vor der Pause sechs von acht Dreiern verwandeln, dann macht uns das auch nicht gerade Mut", zeigte Kuczmann auf, dass die Schwäche der Giants auch in der Stärke Ulms begründet lag. "Wir machen das nicht mit Absicht, das ist kein Drehbuch. Und für einen Trainer ist das auch nicht schön", sagte Kuczmann und zeigte damit die Perspektivunterschiede zum begeisterten Publikum auf.

Nach der Pause war dann alles anders: Jetzt war die Aggressivität da, die deutlich verbesserte Trefferquote sowieso, und so pirschte sich das Heimteam immer näher an Ulm heran. 4:42 Minuten waren noch zu spielen, als der 64:64-Ausgleich fiel, 1:50 Minuten, als Lottich mit einem Dreier zum 69:68 die erste Giants-Führung erzielte. An Ulm glaubte jetzt niemand mehr, doch die Süddeutschen sind zäher, als man geglaubt hätte.

Der überragende Center Jeff Gibbs (18 Punkte) erzielte den letzten Korb, die Giants, bei denen Fred Peete und Brant Bailey die besten Korbjäger waren (je 13 Punkte), verließ das Glück im letzten Angriff, mit dem sie den Sieg trotzdem noch in der Hand hatten. Giganten müssen auf Dauer eben doch mehr sein als nur Teilzeitkräfte.