Borussia Düsseldorf übernimmt neue Rolle

Tischtennis: Manager Andreas Preuß sieht seine Mannschaft beim Pokal nur als Außenseiter. Sportliche Lage hat sich inzwischen zugespitzt.

Düsseldorf. Vor zwei Wochen strahlten Borussias Tischtennisprofis und —verantwortliche den totalen Optimismus aus, erklärten den neuen Angriff auf alle drei Titel der Saison. Zwei Tage später setzte es die erste schallende Ohrfeige — das 0:3 gegen den SVS Niederösterreich bedeutete für die Mannschaft um Timo Boll das vorzeitige Aus in der Champions League.

Am vergangenen Wochenende folgte das 0:3 gegen ASTT Chartres, was die Borussia als siegloser Gruppenletzter aus der europäischen Königsklasse ausscheiden ließ. Das 2:3 beim TTC Grenzau — obwohl Boll mitwirte — spitzte die sportliche Lage zuletzt zu.

Der Tischtennis-Rekordmeister steckt in der tiefsten sportlichen Krise seit rund zehn Jahren. Damals hatten Jörg Roßkopf und Vladimir Samsonov die Borussia gerade verlassen, mit einer jungen Mannschaft wurde der Neuaufbau probiert.

Seit dem damals überraschenden Gewinn des Meistertitels 2003 ging es stetig bergauf — bis zur Wiederholung des „Triples“ vor anderthalb Jahren. Aus dem Neuaufbau war der totale Triumph geworden.

Möglicherweise haben sich die Borussen zu sicher gefühlt. Denn am Mittwoch stellt sich die Situation gänzlich anders dar: Das Topteam schwächelt. Spitzenspieler Timo Boll offenbart immer mehr, dass er über seinen Leistungszenit hinaus ist. Die Geburt seiner Tochter vor wenigen Wochen könnte als erfreulicher neuer Lebensabschnitt eine Rückkehr zu alter Stärke erschweren.

In der Weltrangliste wurde er von Dimitrij Ovtcharov überholt, der bei der Borussia in Bolls Schatten nicht glücklich gworden und deshalb nach Russland gewechelt war. Bolls „Kronprinzen“ Patrick Baum und Christian Süß leiden entweder an zunehmender Formschwäche (Baum) oder an langwierigen Verletzungen (Süß). Kamal Achanta als kurzfristig verpflichtete Aushilfe kann kämpfend kaum alles ausbügeln — und für Ricardo Walther scheint das Borussia-Trikot auch im zweiten Jahr zu groß zu sein.

Die Krise deutete sich indes auch an: Nach der „Triple“-Wiederholung 2011 reichte es 2011/12 noch zu Meisterschaft und ETTU-Pokal, in der Saison 2012/13 gerade zum Pokalsieg. Genau diese drei Titel sind jetzt zwar noch drin, da die Borussia nach dem Champions-League-Desaster erneut am Trostpflaster-Wettbewerb ETTU-Pokal teilnehmen darf (das Viertelfinal-Hinspiel im findet am Wochenende 17. bis 19. Januar statt).

Aber in der derzeitigen Form aller Beteiligten sind Erfolge gerade höchst fraglich. In zehn Tagen schon geht es in Stuttgart um den Pokal beim Endturnier „Final 8“. Zumindest hat Borussia-Manager Andreas Preuß die Krise schon beim Namen genannt: „In dieser Verfassung sind wir in Stuttgart krasser Außenseiter.“