Borussia Düsseldorf Thomas Schmidberger: Alles noch mal von vorn

Düsseldorf · Das Para-Tischtennis-Ass der Borussia musste seine Vorbereitung für die Spiele in Tokio abbrechen und einen neuen Anlauf nehmen.

In Rio gewann Thomas Schmidberger 2016 im Einzel und mit dem Team die olympische Silbermedaille.

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In den ersten Wochen der Corona-Krise fehlte es Thomas Schmidberger ein wenig an Motivation. Den Schläger nahm er ein paar Tage nicht in die Hand. „Da habe ich einfach keinen Bock gehabt. Aber jetzt macht es wieder Laune“, erzählt der 28-Jährige am Telefon. Der Para-Tischtennisspieler von Borussia Düsseldorf musste – wie so viele andere Leistungssportler auch – die Verschiebung der für den Sommer geplanten Olympischen und Paralympischen Spiele im japanischen Tokio verdauen. Inzwischen absolviert Schmidberger neben dem wochenlangen Fitnessprogramm in den eigenen vier Wänden auch wieder Trainingseinheiten an der heimischen Platte. Die steht bei ihm im Keller. „Aktuell geht das nur mit einem der Co-Trainer aus der Nationalmannschaft. Das Tischtenniszentrum ist ja noch geschlossen“, sagt der 2019 vom Weltverband ITTF zum Para-Spieler des Jahres gekürte Behindertensportler.

Anders als die Kollegen aus dem Basketball oder Handball konnte Schmidberger, gemeinsam mit seinen Teamkollegen Valentin Baus und Sandra Mikolaschek, zumindest die Saison auf nationaler Ebene regulär beenden, bevor die Pandemie den Sportbetrieb vorerst aufs Abstellgleis beförderte. Mit Erfolg. Das Trio kürte sich zum fünften Mal in Folge zum Deutschen Mannschaftsmeister. „Natürlich waren wir ein Stück weit froh, dass wir das noch zu Ende bringen konnten. Aber die Absage der Spiele in Tokio wiegt deshalb nicht weniger schwer. Das ist immer noch in unseren Köpfen präsent“, erklärt der amtierende Einzel- und Mannschafts-Europameister.

Diverse Lehrgänge und mehrere Turniere im Ausland fielen in den vergangenen Wochen bereits aus. Abgesehen von der Absage der Paralympics bedauert Schmidberger vor allem die Streichung der „Finals“, die in Düsseldorf stattgefunden hätten. „Diese Idee ist einfach klasse. Mehrere Sportarten spielen am gleichen Ort ihre Meister aus. Und dann auch noch hier in meiner sportlichen Heimat. Es ist wirklich schade, dass wir uns davon auch verabschieden mussten. Denn gerade dem Behindertensport wäre dabei mehr mediale Aufmerksamkeit als sonst zuteil geworden.“

Vier Medaillen aus den Spielen
in London und Rio de Janeiro

Die größte Bühne für alle Sportler aber bilden die Olympischen und Paralympischen Spiele. 15 Monate hatte Schmidberger alles darauf ausgerichtet. Seit Januar 2019. Das Privatleben wurde hinten angestellt und der volle Fokus auf Tokio gerichtet. „Auch wenn ich es mir angesichts der gesamten Entwicklung frühzeitig denken konnte: Die Verschiebung der Spiele tut saumäßig weh. Du wirst komplett aus allem herausgerissen. Damit musst du erst einmal umgehen können“, sagt der im niederbayrischen Zwiesel geborene Rollstuhl-Sportler. Doch wie einfach ist eine zeitliche Verschiebung oder Neuausrichtung der Vorbereitung auf Tokio? Hier und da war von einigen Ex-Sportlern zu lesen, es sei ja „nur“ eine Verschiebung und keine Absage. „Da widerspreche ich komplett. Kein mir bekannter Leistungssportler hat gesagt: ,Das ist kein Problem.‘ Es wäre ja schön, wenn es so einfach wäre. Aber das ist mit einem ungeheuren Aufwand verbunden. Du musst so viel abklären, dich um Flüge und Hotels kümmern. Mit Blick auf 2021 können wir doch auch noch nicht sicher davon ausgehen, dass das stattfinden wird. Von der entsprechenden Trainingsgestaltung will ich hier gar nicht anfangen“, erklärt Schmidberger.

Trotzdem hofft auch der Weltranglisten-Zweite der Wettkampfklasse 3 natürlich auf die Durchführbarkeit im kommenden Jahr. Nach 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro wären es seine dritten Paralympics. Drei silberne und eine bronzenen Medaille hängen bereits daheim. Das Ziel ist naheliegend: Gold in Tokio. „Olympia ist einfach eine unfassbar geile Veranstaltung. Ein Highlight in jeder Sportler-Karriere.“ Dafür beginnt Thomas Schmidberger mit seiner Vorbereitung nun wieder von vorne. Das Drücken der „Reset“-Taste schmerzt noch immer. Doch das große Ziel treibt ihn nun wieder von neuem an.