DEG: Rob Bordson - Neustart für den Offensivmotor
Er sollte die erste Reihe der DEG anführen und punkten. Doch die Saison verläuft für den dauerverletzten Rob Bordson frustrierend.
Das Profi-Eishockey hat seit jeher einen großen Nachteil gegenüber der Konkurrenz in der Unterhaltungsindustrie: Seine Hauptdarsteller tragen während der Vorstellung Helme und haben einen entsprechend geringen Wiedererkennungswert. Selbst Fans, die regelmäßig in Vereinsbettwäsche schlafen, dürften im Alltag einen Großteil ihrer Helden übersehen.
So trug es sich in den vergangenen Wochen mehrfach zu, dass der verletzte Rob Bordson unbehelligt durch den Rather Dome spazieren konnte. Nicht mal die jungen Autogrammjäger, die sich nach den Spielen der Düsseldorfer EG im Kabinengang einfinden und mit großen Stiften und noch größeren Augen um Unterschriften betteln, interessierten sich für den 29 Jahre alten US-Amerikaner. Der sah in seinem Anzug und mit seiner Brille so gar nicht aus wie einer dieser zahnlosen und vernarbten Prügelknaben, für die Eishockey-Profis ja gern gehalten werden. Bordson erinnerte eher an einen Werber oder einen Künstler. Auf jeden Fall an etwas aus dem Kreativbereich.
Nun ist das im Falle Bordsons gar nicht so falsch. Denn im mit Kreativspielern alles andere als üppig besetzte DEG-Kader sollte er genau diese Rolle einnehmen. Die des „Nummer-eins-Centers“, wie Niki Mondt, der Sportliche Leiter, sagt. Bordson soll der sein, der seine Kollegen mit klugen Pässen glänzen lässt. Und der hin und wieder selbst Tore schießt. Acht waren in der vergangenen Saison für Bremerhaven. Hinzu kamen stolze 32 Vorlagen. Bordson war einer der besten Spieler der Deutschen Eishockey Liga.
In Düsseldorf ist sein Einfluss auf die Mannschaft bislang recht übersichtlich. Bordson selbst sagt: „Ich war diese Saison noch nicht ich. Ich habe der DEG noch nicht gezeigt, was ich kann.“ Und ist damit ein Grund, warum die Saison bislang so wenig zufriedenstellend verläuft. Aktuell steht die DEG nur auf Rang zehn. Das liegt nicht etwa daran, dass Bordson schlecht gespielt habe, sondern daran, dass er fast gar nicht gespielt hat. Wegen Verletzungen stand er nicht mal jedes dritte Spiel auf dem Eis.
Erst am vergangenen Wochenende gehörte er wieder zum Kader, war augenscheinlich aber längst nicht da, wo er sich sehen will. Und dass er just an dem Tag zurückkam, an dem sein Team jeden Einsatz vermissen ließ und gegen biedere Krefelder 1:4 verlor, half ihm auch nicht weiter.
Am Sonntag gegen Wolfsburg (1:2 nach Penaltyschießen) sah das schon besser aus. Auch bei Bordson, der viel versuchte, keinen Zweikampf scheute, immer wieder vors Tor ging und auch in Überzahl ran durfte. Trotzdem verharrte er bei seinen drei mageren Scorerpunkten. Etwas wenig von einem Mann, der nach der Suspendierung von Janos Hari kurz vor Saisonstart als dessen Ersatz geholt wurde und die treibende Kraft der DEG-Offensive werden sollte. Mit einem fitten Rob Bordson in Topform würden die Düsseldorfer in der Tabelle wohl deutlich weiter oben stehen. Auch Flügelstürmer Jeremy Welsh, mit dem er bereits in Chicago und Bremerhaven zusammenspielte, hätte mehr auf dem Statistikzettel stehen als sechs Tore.
Bis Bordson wieder voll da ist, wird es noch dauern. Wegen seiner Muskelverletzung konnte er sich wochenlang kaum bewegen. „Ich war schnell außer Form. Wir mussten warten, bis alles verheilt war, erst dann konnte ich trainieren.“ Was bedeutete: Selbst als der Muskel wieder repariert war, brauchte er noch zweieinhalb Wochen. Jetzt ist die Kondition wieder da, „aber es ist schwer, die Härte eines Spiels zu simulieren“, sagt er.
Fernab aller körperlichen Probleme hat ihn die Zeit auch psychisch mitgenommen: „Wenn du nicht auf dem Eis oder in der Kabine bist, fühlst du dich einsam. Ich habe mein Bestes getan, um dabei zu sein, war bei den Heimspielen immer da, auch die Jungs waren großartig, aber es ist etwas anderes, wenn du zwischen den Dritteln nicht in der Kabine oder auswärts nicht im Bus oder im Hotel bist. Ich habe eine Menge Spaß verpasst“, sagt Bordson und klingt dabei wie ein Schüler, der nicht mit auf Klassenfahrt durfte und dann auf dem Schulhof nicht mitreden kann.
Heute ändert sich das, wenn die DEG zum morgigen Auswärtsspiel nach Augsburg aufbricht. Dann ist Rob Bordson endlich wieder ein Teil des Teams. Jetzt muss er das nur noch auf dem Eis zeigen. Zeit genug, die „frustrierende Saison“ in eine positive umzuwandeln, ist noch. Sollte das gelingen, wird auch er bald mal nach Autogrammen gefragt.