Der leise Niedergang des DHC
Herren- und Damenmannschaft des DHC bangen um ihre Erstklassigkeit. Der Verein besinnt sich auf alte Tugenden.
Düsseldorf. Auf der Suche nach den größten Erfolgen des DHC muss man in den Geschichtsbüchern nicht weit zurückblättern. Rund zehn Monate ist es erst her, dass die Damen im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft standen. Die Herren holten 2008 den Deutschen Vizetitel.
Der DHC zählte zu Deutschlands Hockeyelite. Jetzt aber bangen beide Mannschaften um die Zugehörigkeit in Liga eins. Der Leistungsabfall der beiden besten Düsseldorfer Hockeyteams kam schnell und für viele unerwartet. In der Abstiegsrunde kämpft der DHC in den kommenden Wochen um das sportliche Überleben in der Eliteklasse.
Noch ist beiden Mannschaften nicht ein einziger Saisonsieg geglückt. Es ist zweifelhaft, das Ruder noch einmal herumzureißen. Neben der sportlichen Hypothek droht im Abstiegsfall ein Imageverlust.
Die Gründe für die Krise beim DHC sind vielschichtig. Zahlreiche Leistungsträger haben den Verein verlassen, stürmen und verteidigen jetzt für Ligakonkurrenten.
Adäquaten Ersatz konnten beide Mannschaften nicht finden: Zum einen, weil der DHC nicht mit den ständig steigenden finanziellen Spielräumen anderer Bundesligisten mithalten kann, zum anderen, weil in der starken Jugendabteilung ausgerechnet in die sportlichen Krise hinein verhältnismäßig schwache Mannschaften in den Seniorenbereich aufrücken.
Herren-Erfolgstrainer Volker Fried hat seine Konsequenzen gezogen, wird den Verein im Sommer nach elf Jahren verlassen - auch mangels sportlicher Perspektive. Der Olympiasieger möchte eine Mannschaft trainieren, die um die vorderen Plätze in der Bundesliga mitspielt.
Diese Aussicht kann der DHC Fried nicht bieten. Denn obwohl Hockey nach wie vor eine Randsportart ist, steigen die monetären Forderungen nationaler und internationaler Topspieler.
Der DHC hat sich die Frage gestellt, ob er beim Wettbieten um die talentiertesten und besten Spieler mitrüsten will — und für sich eine klare Antwort gefunden.
„Mit den finanziellen Etats anderer Klubs kann der DHC im Interesse seiner Mitglieder nicht mithalten“, heißt es von Vereinsseite. So sieht ein klares Bekenntnis gegen die Kommerzialisierung in einer Amateursportart aus.
Vielmehr ist für die Zukunft eine Konzentration auf die vereinseigene Jugendarbeit geplant. „Das ist die einzige Chance im Konzert der Großen mitzuhalten“, verkündet Pressesprecher Stefan Schauseil.
Die A-Knaben und A-Mädchen haben mit Erfolgen auf sich aufmerksam gemacht, sind die Zukunftshoffnung. Von städtischer Seite hätte ein Abrutschen in Liga zwei keine Konsequenzen: „Wir sind der verlässlichste Partner, werden unsere finanzielle Unterstützung auch im Falle eines Abstiegs nicht beenden“, versprach Düsseldorfs Sportagentur-Chefin Christina Begale — ein dickes Trostpflaster für den Noch-Erstligisten.