Ein Kölner stellt sich der Weltelite

Karl-Richard Frey gehört zu den großen Hoffnungen des Jodobundes. Auch bei Olympia 2016 in Rio.

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Düsseldorf. Selbst für einen Kölner kann Düsseldorf etwas ganz Besonderes sein. So wie für Karl-Richard Frey (23). Gerade mal fünf Jahre ist es her, da war der damalige Nachwuchs-Kämpfer beim Düsseldorfer „Judo Grand Prix“ nur ein kleiner Wasserträger. „Ich habe für die anderen damals Kissen und Wasserflaschen getragen. Jetzt bin ich selbst dabei und kämpfe vor meiner Familie und all meinen Freunden“, sagt der 23-Jährige, der beim am Freitag gestarteten Treffen der Judo-Weltspitze zu den größten Medaillen-Hoffnungen aus Sicht des Deutschen Judobundes zählt. Und auch Frey selbst macht keinen Hehl aus seinen Ambitionen. Jeden Kampf wolle er gewinnen.

Obwohl sich so gut wie die komplette Weltspitze für den Wettkampf in der Halle an der Siegburger Straße in Oberbilk angekündigt hat. „In meiner Gewichtsklasse bis 100 Kilo sind 17 der besten 20 weltweit dabei“, sagt Frey, der erst am Sonntag ins Geschehen eingreift. So hat er noch genügend Zeit abzuspecken. Am Donnerstag zeigte die Waage noch knapp 104 Kilo. Aber für Frey ist das kein Problem. „Ich habe vorher noch Einheiten mit einem speziellen Anzug, bei denen ich bis zu zweieinhalb Liter schwitze. Dann darf ich halt nicht so viel trinken.“

Dieser Kampf gegen die Waage, die volle Ausrichtung des Lebens auf seinen Sport begleitet ihn bereits seit Jahren. Angefangen hatte alles in den 90ern. Frey war gerade sechs Jahre alt, als er beim Beueler-Judo-Club in Bonn zum ersten Mal den weißen Anzug überstreifte. Schnell erkannten die Trainer sein Talent, sein Vater, ein sportbegeisterter Polizist, unterstützte ihn, wo er nur konnte. Zehn Jahre blieb er dort. Bis auch der Judobund auf das Kraftpaket aufmerksam wurde und ihn förderte. Heute kämpft er für Bayer Leverkusen in der Bundesliga und gehört zur Sportfördergruppe der Bundeswehr. Uniform trägt er nur ein Mal im Monat, den Rest der Zeit trainiert er am Leistungsstützpunkt in Köln.

Ohne die finanzielle Unterstützung durch den Staat wäre eine Profikarriere nicht denkbar. Obwohl es allein in Düsseldorf 18 Vereine gibt, die Judo anbieten und der Deutsche Judobund um die 200 000 Mitglieder zählt, gibt es nicht mal 50 Kämpfer, die den Sport hauptberuflich ausüben. Frey gehört dazu — und ist deswegen ständig unterwegs. „Ich war schon überall in Asien, Nordamerika, Südamerika, Afrika und in fast jedem europäischen Land“, zählt er auf.

Im vergangenen Sommer holte er bei der WM in Tscheljabinsk als einziger Deutscher eine Medaille (Bronze). Dafür trainiert Frey sechs Mal die Woche. Auf der Matte, im Kraftraum — und vor dem PC. Ständig muss er die anderen aus der Weltspitze per Video analysieren. „Die ändern ständig Taktik und Stil. Man muss das wissen, um auf der Matte nicht überrascht zu werden“, sagt der 23-Jährige, der noch viel vor hat. Nicht nur am Sonntag in Oberbilk, vor allem nächstes Jahr in Rio. „Mein großer Traum ist der Olympiasieg.“