Hockeyspielerin Lisa-Marie Schütze: „Ich muss den eigenen Weg finden“

Lisa-Marie Schütze — eines der größten deutschen Hockey-Talente — will mit dem DHC Deutscher Meister werden.

In Sachen Dynamik braucht Lisa-Marie Schütze keinen Vergleich zu scheuen. (homü)

Foto: HORSTMUELLER GmbH

Düsseldorf. Samstag beginnt für die Hockeyspielerinnen des Düsseldorfer HC mit dem Auswärtsspiel bei Rot-Weiß Köln (14 Uhr) die Saison in der Hallen-Bundesliga. Für Nationalspielerin Lisa-Marie Schütze wird es ein ungewohntes Erlebnis. Weil die 18-Jährige für die Ende des Monats beginnende Champions Trophy mit dem DHB-Team nominiert ist. So wird sie das Spiel vom Seitenrand verfolgen müssen. Wir sprachen mit der Nationalspielerin.

Lisa-Marie Schütze, brauchen Sie am Samstagnachmittag einen Knochen, um bei aller Aufregung auf etwas beißen zu können?

Schütze: Mein Herz wird bluten. Das wird schrecklich werden, tatenlos am Rand sitzen zu müssen. Aber der Bundestrainer hält es für keine gute Idee, wenn seine Nationalspielerinnen so kurz vor einem wichtigen Feldhockey-Turnier noch in der Hallen-Bundesliga auflaufen. Das kann ich auch gut verstehen. Deshalb muss ich zuschauen. Und ein Knochen ist da vielleicht eine gute Idee (lacht) . . .

Sie werden nach der Champions Trophy in die Hallensaison einsteigen. Was ist dort drin für den DHC?

Schütze: Ich denke, gegen Köln haben wir gute Chancen, einen erfolgreichen Start hinzulegen. Insgesamt haben wir eine schlagkräftige Truppe. Im Allgemeinen können wir oben mitspielen, denke ich. Vielleicht schaffen wir es tatsächlich bis zur Endrunde um die Meisterschaft.

Sie sind 18 Jahre, Nationalspielerin und Bundesligaspielerin. Sie spielen dazu ihr letztes Jahr im Jugendbereich. Sie studieren Medizin. Wie passt das zeitlich zusammen?

Schütze: Manchmal frage ich mich das auch. Es ist sehr viel. Bei den vielen Highlights fällt die Motivation für den hohen Aufwand aber nicht schwer. Ich habe mich an eine gute Organisation gewöhnen müssen.

Leidet das Studium nicht manchmal?

Schütze: Ich muss mir immer wieder anhören, dass der Sport und die Uni nicht vereinbar sind. Aber ich möchte das trotzdem schaffen. Dafür muss ich meinen eigenen Weg finden. Wenn mal etwas nicht klappt, mache ich mich einfach nicht verrückt. Und über so etwas wie Regelstudienzeit mache ich mir ohnehin keine Gedanken.

Ende des Monats reisen Sie mit der Nationalmannschaft nach Argentinien zur Champions Trophy, einem der wichtigsten internationalen Turniere im Hockeysport. Fällt das Einschlafen dieser Tage schwer?

Schütze: Ich freue mich da schon mega drauf. Unsere Gruppe habe ich mir schon angeschaut und gesehen, dass wir gegen Argentinien spielen werden. Da erwartet mich eine Kulisse, wie ich sie noch nie erlebt habe. Diese Bilder male ich mir immer wieder aus.

Haben Sie sich Tipps von Ihrer Schwester Christina eingeholt? Sie kann schließlich auf jahrelange Erfahrung im DHB-Team zurückblicken.

Schütze: Na klar. Sie lebt momentan in Hamburg. Wir sehen uns selten, aber wir haben trotzdem viel Kontakt, telefonieren fast täglich. Sie ist meine Ansprechpartnerin in allen Fragen und der Kontakt ist trotz der weiten Entfernung und des großen Altersabstands (13 Jahre; Anm. d. Red.) sehr gut.

Was genau hat Sie Ihnen denn empfohlen?

Schütze: Sie sagt immer, ich soll mich auf alles freuen. Sie war nie eine Spielerin, die sich verrückt gemacht hat. Das versucht sie mir auch zu vermitteln. Wir lieben beide die großen Spiele. Und wenn ich von einem Lehrgang anrufe und sage, ich kann nicht mehr, dann sagt sie mir, ich soll durchhalten und an genau diese großen Spiele denken. Vielleicht geht mein Traum irgendwann in Erfüllung und wir laufen tatsächlich einmal zusammen auf. Egal ob im Verein oder in der Nationalmannschaft.

Mit dem DHC sind sie jüngst Herbstmeister in der Bundesliga und Deutscher Meister mit der Jugend geworden. Ist der Verein auf dem Weg zur prägenden Macht im Damenhockey?

Schütze: Der Verein hat eine großartige Entwicklung hinter sich und eine Drehung um 180 Grad vollzogen. Der DHC hat sich komplett dem Leistungshockey zugewendet. Es hat in der Jugend angefangen. Dort wurde tolle Arbeit geleistet. Auf Dauer wird sich zeigen, wie wir uns schlagen, wenn die Euphorie abflacht und der Alltag einkehrt.

Ist Hallensaison Alltag?

Schütze: Nein. Bei aller Vorfreude auf die Champions Trophy freue ich mich auch jetzt schon wieder auf die Spiele vor voller Halle mit dem DHC.