Düsseldorfer Jubiläum In Lörick wird seit 50 Jahren Rugby gespielt

Der weltweit populäre Sport fristet in Deutschland ein Schattendasein. Dabei gibt es in Düsseldorf einen Verein, der ihn seit 50 Jahren betreibt.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Wenn Sophia Terwiel jemandem von ihrem Sport erzählt, erntet sie meist verwunderte Blicke. „Du siehst gar nicht nach Rugby aus“, heißt es dann gern. Oder „Tut das nicht weh?“ Die 24-Jährige kann darüber nur schmunzeln. Seit knapp vier Jahren spielt sie bei den Düsseldorf Dragons aus Lörick Rugby. Und das nicht etwa trotz der harten Gangart, sondern gerade deswegen. Als „gute Mischung aus Mannschaftssport, Kontaktsport und viel Bewegung“, bezeichnet die ehemalige Kampfsportlerin ihr liebstes Hobby.

Zwei Mal die Woche wird auf dem Rasenplatz des TuS 95 trainiert, am Wochenende sind die zwei Herren- und das eine Damen-Team dann in ganz NRW zu Turnieren und Spielen unterwegs. Nur an diesem Wochenende nicht, da geht es auf der eigenen Anlage an der Oberlöricker Straße hoch her. Die Dragons feiern Geburtstag, der Verein wird stolze 50 Jahre alt.

Angefangen hatte alles in den 1960er Jahren, als britische Soldaten eine Hobbymannschaft für den Sport gründeten, der in ihrer Heimat seit fast 150 Jahren die Massen begeistert, in Deutschland aber bis heute ein Schattendasein fristet. Aus jener Armeemannschaft wurde irgendwann eine Abteilung des TuS 95, zu dem die Dragons noch heute gehören. Und auch die britischen Wurzeln sind noch zu spüren. Wenn die Dragons spielen, stehen Engländer, Waliser und Schotten gemeinsam mit Iren, Neuseeländern, Franzosen und Deutschen auf dem Platz.

Einer von ihnen ist Thilo Storck, der den Sport in der Uni kennenlernte. Das passt, gilt Rugby im Gegensatz zum prolletarischen Fußball doch bis heute als Akademiker-Sport. Der Schiedsrichter wird auch in Deutschland als „Sir“ angesprochen, Diskussionen mit ihm sind verpönt. Aber nicht nur deswegen war Storck so begeistert, dass er sich nach dem Studium einen Verein suchte. Den fand er in Lörick, heute ist er nicht nur Spieler der ersten Herren, sondern auch Trainer der Damen.

Wenn er über sein Rugby redet, bekommt er leuchtende Augen: „Es ist der Teamsport, der am meisten vom Team abhängig ist. In allen anderen kann einer alleine ein Spiel entscheiden, im Rugby geht das nicht“, sagt Storck, der längst nicht mehr alleine mit seiner Begeisterung ist: „Das deutsche Rugby hat sich in den letzten Jahren unglaublich gemacht. Wir gehören zwar noch lange nicht zu den großen Nationen, kommen aber direkt dahinter.“

Das merkten sie auch in Düsseldorf. Als die WM im deutschen Fernsehen übertragen wurde, kam ein ganzer Schwung neuer Spieler. „Jetzt waren die Spiele von Olympia zu sehen, und wir hatten beim Training danach sechs neue Spielerinnen“, sagt Terwiel, die sich über weiteren Zulauf freuen würde und auch einen guten Grund dafür kennt, mit dem Sport zu beginnen: „Das Schöne ist, dass alle gebraucht werden: Groß, klein, dick, dünn — im Rugby kann jeder mitspielen, weil auf verschiedenen Positionen verschiedene Rollen besetzt werden.“