Bodybuliding Benjamin Jewko – der Muskelmann aus Unterrath
Düsseldorf · Vor fast 20 Jahren betrat er erst mal ein Fitnessstudio, seit sechs Jahren steht er auf der Bühne. Nun wurde der Bodybuilder erstmals Weltmeister – und mit seiner Freundin Alessa Ruscheweyh auch Deutscher Meister bei den Paaren.
Über die Feiertage will es auch Benjamin Jewko ein bisschen entspannter angehen lassen. Mal nicht jeden Tag trainieren, sich mal ein deftiges Essen oder gar paar Weihnachtsplätzchen gönnen. „Nach der Wettkampfsaison hat man Lust auf viele Dinge, da ist dann der ein oder andere Ausfall bei“, sagt der 35-Jährige lachend. Wobei seine kulinarischen Ausfälle dann doch etwas weniger dramatisch sind als bei vielen anderen. Es ist halt immer eine Frage der Perspektive.
Jewkos Perspektive ist folgende: Wenn es auf einen Wettkampf zugeht, sind Zucker und Kohlenhydrate komplett tabu, nichts Süßes, kein Brot, keine Nudeln, Kartoffeln nur in Ausnahmefällen, dann gibt es lediglich „viel Grünzeug, gutes Fleisch vom Metzger und Fisch“, sagt er. Beim letzten Mal musste er schließlich 16 Kilogramm abnehmen, um bei seinem Wettkampfgewicht von etwa 90 Kilogramm anzukommen. Und damit er möglichst wenige Muskeln verliert, ließ er sich Zeit. Fünf Monate lang begab er sich auf Diät. Am Ende lag sein Körperfettanteil bei gerade mal sechs bis acht Prozent.
Der ganze Stress war es wert. Vor kurzem feierte der Düsseldorfer in den Vereinten Arabischen Emiraten den größten Erfolg seiner Karriere, da wurde er Weltmeister im „Classic Bodybuilding“. Rund 700 Muskelmänner aus aller Welt waren in die Nähe von Dubai gereist, um die Besten der Besten zu ermitteln. In seiner Klasse waren 15 Athleten am Start. Die mussten zunächst ein Pflichtprogramm mit diversen Posen absolvieren. Später ging es an die Kür, „da zeigt jeder seine Stärken“, sagt Jewko – bei ihm sind das unübersehbar Oberschenkel und Arme. Doch was oft so spielerisch aussieht, ist harte Arbeit. „Den Körper die ganze Zeit unter Spannung zu halten, ist hart, der Muskelkater am nächsten Tag ist immer ordentlich“, sagt der neue Weltmeister.
Für Benjamin Jewko war es ein Erfolg mit langem Anlauf. Seit knapp 20 Jahren trainiert er. Bis dahin hatte der Unterrather bei der SGU Fußball gespielt, irgendwann aber die Lust verloren. Sport wollte er dennoch weitermachen, nur was? Da überredete ihn sein fünf Jahre älterer und fitnessbegeisterter Bruder, einfach mal mit ins Studio zu kommen. Große Lust verspürte er nicht: „Ich bin da mit denselben Vorurteilen hin, die andere auch haben. Mit Pumperei konnte ich nichts anfangen“, erinnert sich Jewko, der dem Ganzen aber dennoch eine Chance gab. „Und dann habe ich gemerkt, dass mir das Spaß macht, ein individuelles Training selber gestalten, liegt mir.“
Seine Heimat wurde das „Olymp Fitnesscenter“ am Wehrhahn, „eins der wenigen Studios, in dem man noch vom Chef persönlich mit Namen begrüßt wird und man an der Theke über den Eisen- und Bühnensport philosophieren kann“, sagt Alessa Ruscheweyh. Seit 2018 gehören Ruscheweyh und Jewko zusammen – im Sport wie im Leben. Sie kennen sich aus dem Studio und treten gemeinsam auf, in der Wettkampfklasse Paar, bewertet werden Symmetrie und Harmonie. 2018 reichte es noch nicht zum ganz großen Wurf, dieses Jahr wurden die beiden Düsseldorfer Deutsche Meister.
Nationaler und Weltmeister – besser hätte sich Benjamin Jewko sein sportliches Jahr gar nicht vorstellen können. Möglich mache das vor allem das Team im Olymp Fitnesscenter, Inhaber Michael Moormann und Trainer Serkan Cetin, „mein Mentor“, wie Jewko den mehrfachen Deutschen Meister nennt. Seit Jahren steht Cetin seinem Schützling mit Rat und Tat zur Seite. Und dennoch dauerte es, bis sich Benjamin Jewko zum ersten Mal auf die Bühne wagte.
Den richtigen Umgang mit
Diäten musste Jewko lernen
Bis dahin war der Sport für ihn einfach der ideale Ausgleich zu seinem nicht immer einfachen Job als Krankenpfleger auf der Onkologie- und Palliativ-Station der Diakonie in Kaiserswerth. Irgendwann wollte er mehr: „Ich habe viel versucht, aber nicht alles hat geklappt. Die Muskelberge sind nicht aus dem nichts gesprießt“, erinnert sich Jewko. Er musste viel herumdoktern, an den Übungen, der Intensität, der Ernährung, der Regeneration. Auch den richtigen Umgang mit Diäten musste er lernen. „Ich habe 14 Jahre gebraucht, um zu wachsen und in der Zeit viele Fehler gemacht.“ Nun hat er seinen Rhythmus gefunden. In der ganz heißen Phase vor Wettkämpfen trainiert er vier- bis fünfmal die Woche „am Eisen“, hinzu kommen tägliche Ausdauerübungen. Als eindimensional versteht er sein Leben dennoch nicht. Er ist gern in der Natur, geht Angeln, interessiert sich für Sport, früher vor allem Eishockey, bei der DEG hatte er eine Dauerkarte.
Nächstes Jahr soll es dennoch ein wenig entspannter laufen. Jewko möchte seine Leidenschaft für Bodybuilding und seine Erfahrung weitergeben. Gemeinsam mit Alessa Ruscheweyh will er andere Sportler auf die Bühne vorbereiten – als Personaltrainer. Für die 23-Jährige geht es zudem darum, ihr Bachelor-Studium „Fitness & Health Management“ an der Hochschule Düsseldorf abzuschließen. Ab 2021 stehen dann die eigenen sportlichen Ziele wieder im Vordergrund. Dann wollen Benjamin Jewko und Alessa Ruscheweyh die nächsten Titel gewinnen.